Festspiel-Finale unter Dudamel

Salzburg: Letzter von 21 Auftritten der Wiener Philharmoniker

Gustavo Dudamel und die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen.
Gustavo Dudamel und die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen. © SF/Marco Borrelli

Als man nach dem Ende des letzten Orchesterkonzertes der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus deren Mitglieder in Reih und Glied zum letzten Corona-Test anstehen sah, kam der Gedanke, diesen grandiosen Musikern und gesundheitsbewussten Menschen Dank zu sagen.

Unser internationales Musikorchester absolvierte an den 30 Salzburger Festspieltagen nicht weniger als 21 qualitativ höchstwertige Einsätze: sechs in der szenisch verunglückten, musikalisch grandiosen Strauss-Oper „Elektra“ unter Franz Welser-Möst und genau so oft in der phänomenal in Kurzform präsentierten Mozart-Opert „Cosi fan tutte“, bei der erstmals in der hundertjährigen Geschichte der Salzburger Festspiele mit Joana Mallwitz eine Frau den Taktstock schwang.

Dazu kamen insgesamt neun Orchesterkonzerte unter den Dirigenten Andris Nelsons, Riccardo Muti, Christian Thielemann und Gustavo Dudamel mit Werken von Mahler, Jubilar Beethoven, Wagner, Bruckner, Liszt und Strawinsky. Zu danken ist auch den Spitzen-Könnern der Festspiele, Helga Rabl-Stadler, Markus Hinterhäuser, Lukas Crepaz und Florian Wiegand, die für die gesamte Kulturwelt in der Auslage standen und ihren Mut belohnt sahen: Gesundheitlich und künstlerisch ist mit Ausnahme einer Infektion das Optimum an positiven Festspielen gelungen, die laut Präsidentin Rabl-Stadler als Hundert-Jahr-Feier nächstes Jahr unter ihrer Führung weitergehen.

Freie Hand beim Melodien-Marathon

Nun aber zum finalen Orchesterkonzert: Franz Liszt hat um sein Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur nicht weniger als 25 Jahre (!) gerungen, ehe es am 17. Februar 1855 in Weimar uraufgeführt werden konnte. Kein Geringerer als Hector Berlioz stand am Pult. Das Erfolgsduo des aktuellen Konzerts bestand aus dem Venezolaner Gustavo Dudamel und dem russischen Meisterpianisten Evgeny Kissin.

Beginnend mit dem äußerst populären Allegro maeestoso bildeten Solisten und Orchester eine sich gegenseitig befruchtende Einheit. Die Melodie des „Quasi Adagio“ sollte man später im Strauss’schen „Rosenkavalier“ wieder finden. Klavier-Virtuose Liszt sorgte für den Virtuosen Kissin für eine intensiv-konzentrierte Darbietung und dies in Feinabstimmung mit dem Orchester unter Dudamel.

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Das kurze Liszt-Opus hat mit dem ausladenden 14 Teilen des Tanzmärchens „Der Feuervogel“ gedankliche Ähnlichkeiten. Igor Strawisky lernte im Rahmen eines Gastspieles in St. Petersburg 1909 Sergei Diaghilev, den erfolgreichen Leiter des Ballets Russes, kennen, der ihn zur Komposition des viele Fantasien weckenden Märchens verleitete. Die Inhalte aller 14 Teile sind genau bezeichnet, was natürlich besonders für Tänzer wichtig ist.

Wird das Werk wie diesmal konzertant aufgeführt, wobei keine Tänzer auf der Bühne stehen, hat natürlich der Dirigent, diesmal Dudamel, freie Hand, den Melodien-Marathon nach seinen Vorstellungen zu entfalten. Da Strawinsky nahezu alle Instrumentegruppen auch mit Solo-Aufgaben betraute, konnten der Dirigent und auch die virtuosen philharmonischen Musiker ein Furioso enthalten, das auch Vorstellungen über eine szenische Ballett-Gestaltung bei den Zuhörern erzeugte.

Die Salzburger Festspiele gelten mit dem geschilderten grandiosen Konzert sowie den Auftritten der Camerata Salzburg unter Manfred Honeck und der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko als Aushängeschild für den gesamten Globus.

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