10 Jahre Neue Mittelschule: Neue Studie zieht Bilanz

Eine neue Studie der Bildungsforscher Christoph Helm (Johannes Kepler Universität Linz) und Claudia Schreiner (Universität Innsbruck) wirft Licht auf die langfristigen Auswirkungen der Neuen Mittelschule (NMS) auf die Unterrichtsqualität aus der Perspektive der Schüler.

Zehn Jahre nach der Einführung der NMS als Regelschule in Österreich hat die Studie die Fragestellung „10 Jahre NMS – Inwiefern hat sich der Unterricht aus Perspektive der Schüler*innen verändert?“ untersucht. Das Konzept der NMS sah neben anderen Merkmalen – wie die Abschaffung der Leistungsgruppen – die Stärkung einer neuen Lernkultur vor, die Individualisierung und selbstständiges Lernen der Schüler fördern sollte. Diese neue Kultur des Lernens sollte u.a. durch das Teamteaching und Lerndesigner realisiert werden.

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Lehrkräfte versuchen zu unterstützen

Die aktuelle Studie zeigt: Während im Deutschunterricht eine signifikante Verbesserung der Lernunterstützung festgestellt wurde, zeigen die Ergebnisse im Fach Englisch nur geringfügige Verbesserungen und in Mathematik sogar eine Abnahme in den ersten Jahren nach Einführung der NMS.

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass Lehrkräfte aus Schulen in herausfordernder Lage stärker auf den Bedarf der Schüler einzugehen versuchen: Je geringer der Anteil an Schülern mit Deutsch als Muttersprache oder Schülern aus höheren sozialen Schichten, desto höher ist die Lernunterstützung durch die Lehrperson in der Klasse. Das gilt zu allen Erhebungszeitpunkten und hinsichtlich aller Fächer.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass mit der Einführung der NMS sich lediglich im Deutschunterricht die aufgrund des NMS-Konzepts erwarteten positive Veränderungen im Unterrichtsbetrieb eingestellt haben“, resümiert Helm von der JKU School of Education.

In den Fächern Mathematik und Englisch dagegen sei seit der Einführung keine relevante Zunahme der Lernunterstützung beobachtbar. „Gleichzeitig muss betont werden, dass es alles andere als einfach ist, Unterrichtsqualität zu messen und auf Reformmaßnahmen zurückzuführen. Denn Unterrichtsqualität bedeutet in unterschiedlichen Situationen und Kontexten auch immer etwas anderes, was ihre Erforschung sehr erschwert“, so Helm.

„Diese Studie zeigt, dass strukturelle Reformen wie die Einführung der NMS viel Zeit benötigen, um die Praxis im Klassenzimmer nachhaltig zu verändern. Schön ist zu sehen, dass die Verbesserungen im Deutschunterricht die Potenziale der Reformen widerspiegeln“, ergänzt Schreiner:

„Doch die Ergebnisse legen auch nahe, dass es wichtig ist, kontinuierliche Unterstützung und Fortbildungen für Lehrkräfte zu gewährleisten, um die positiven Effekte der NMS über alle Fächer hinweg zu erweitern.“

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