109. Internationale Frauentag im Zeichen von Gleichberechtigung

Immer noch gibt es Aufholbedarf beim Thema Frauen in politischen Spitzenpositionen. International gibt es jedoch einen positiven Trend, weil es immer mehr Frauen in der Politik bis ganz nach oben schaffen, wie eine Analyse vor dem Internationalen Frauentag am Sonntag zeigt.

So gibt es in Griechenland seit Jänner mit Ekaterini Sakellaropoulou erstmals eine Staatspräsidentin. Österreich hatte von Mai 2019 bis Jänner mit Brigitte Bierlein erstmals eine Bundeskanzlerin. In Deutschland steht seit 2005 Angela Merkel an der Spitze.

Zu Beginn war Merkel die einzige Frau unter den Mächtigen der EU.
Zu Beginn war Merkel die einzige Frau unter den Mächtigen der EU. ©AFP/Andersen

Aktuell werden vier EU-Staaten von Frauen regiert: Dänemark (Mette Fredriksen), Deutschland (Angela Merkel), Belgien (Sophie Wilmes) und Finnland (Sanna Marin). Zudem gibt es seit Dezember 2019 mit Ursula von der Leyen erstmals eine EU-Kommissionspräsidentin.

Der Anteil weiblicher Regierungsmitglieder ist in den EU-Staaten mit 30,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert geblieben.

Österreichs Regierung mit hoher Frauenquote

In vier Staaten liegt der Anteil über 50 Prozent: Spanien (58,8), Finnland (57,9), Österreich (53,3) und Schweden (52,2). Das geht aus einer Aufstellung von Werner Zögernitz, Leiter des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen, hervor.

In folgenden Ländern außerhalb der EU stehen ebenfalls Frauen an der Spitze: Norwegen, Island, Serbien, Schweiz, San Marino, Estland, Slowakei; außerhalb Europas: Neuseeland, Namibia, Bangladesch und Barbados, Äthiopien, Bolivien, Georgien, Nepal, Singapur, Taiwan, die Marshall-Inseln, Trinidad und Tobago.


Frauen-Rekord in Gemeindestuben

Aktuell ist jede vierte Arbeitsstelle bei Kommunen und Polizei weiblich

Frauenministerin Susanne Raab und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) besuchten am Freitag die Polizeiinspektion Josefstadt in Wien. © APA/Neubauer

Der Blick in Österreichs Gemeinden zeigt anlässlich des Weltfrauentages am 8. März ein durchaus erfreuliches Bild: 181 Frauen bekleiden derzeit das Amt der Bürgermeisterin, das entspricht einem Anteil von 8,6 Prozent – vor 20 Jahren waren es nur 45 Frauen an der Spitze der Gemeinden. „Das ist eine positive Entwicklung und ein historischer Höchststand“, sagen Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl und seine Vizepräsidentin Sonja Ottenbacher. „Aber wir haben hier natürlich noch Luft nach oben. Deswegen liegt es auch an uns, Kommunalpolitikerinnen noch stärker zu motivieren, Führungspositionen anzustreben“, so die beiden Gemeindebund-Vertreter.

Die meisten Bürgermeisterinnen gibt es aktuell in Niederösterreich mit 69, gefolgt von Oberösterreich mit 36 Ortschefinnen. An dritter Stelle im Bundesländerranking liegt die Steiermark mit 23 Bürgermeisterinnen, gefolgt von Tirol (16), dem Burgenland (12), Vorarlberg (9) sowie Kärnten und Salzburg mit je acht Bürgermeisterinnen. Die längst dienende Bürgermeisterin ist Lisbeth Kern aus dem nö. Petzenkirchen. Seit 24 Jahren ist die 64-Jährige im Amt und galt damals als eine von nur 20 Bürgermeisterinnen österreichweit als „Exotin“.

Mehr Polizistinnen in Führungspositionen

„Wir müssen junge Polizistinnen ermutigen, auch verstärkt Führungsfunktionen anzustreben“, sagte Innenminister Karl Nehammer bei einem Termin mit Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP) zum Thema „Frauen in der Polizei und Offensive im Gewaltschutz“ in der Polizeiinspektion Fuhrmannsgasse in Wien.

„Die Polizei ist seit knapp drei Jahrzehnten weiblich und es ist ein starkes Zeichen, dass in ganz Österreich bereits 6100 Polizistinnen ihren Dienst versehen“, betonte Raab. Der Frauenanteil in der Polizei von aktuell fast 20 Prozent solle weiter konsequent erhöht werden. Die beiden machten darauf aufmerksam, dass es wichtig sei, mehr weibliche Ansprechstellen bei der Polizei zu schaffen — vor allem, weil Frauen häufig Opfer sexueller Gewalt werden. Wenn man in Sicherheitsfragen von Frau zu Frau sprechen könne, hätte man „eine vertrauensvollere Basis“, meinte Raab.

Auch im Alter sind Frauen nach wie vor benachteiligt, darauf machte am Freeitag der oö. Seniorenbund-Landesobmann LH a. D. Josef Pühringer aufmerksam: „Das im Regierungsprogramm vorgesehene automatische Pensionssplitting ist ein richtiger und wichtiger Schritt gegen die Altersarmut.“


Frauen gründen später, dafür überlegter

Studie der Sparkasse OÖ zeigt: Anzahl der weiblichen Unternehmensgründungen aktuell bei 45 Prozent

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Unternehmen, die von einer Frau gegründet werden – aktuell sind das 45 Prozent von insgesamt rund 32.300 seit 2019 – haben längeren Bestand. Außerdem gründen Frauen zwar später als Männer (Durchschnittsalter 41 zu 36), dafür jedoch risikoärmer.

Zu diesem Schluss kommt eine neue IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen zum Weltfrauentag 2020, die am Freitag von Stefanie Christina Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ, in Linz präsentiert wurde. Demnach herrschen die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Gründungsmotiven: Bei den Frauen streben 23 Prozent in Österreich eine höhere Flexibilität an – nämlich um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Bei den Männern hingegen geben das nur 13 Prozent an.

Diese legen dafür ihren Fokus auf einen höheren Verdienst und Selbstbestimmung (45 Prozent) – nur 31 Prozent der Unternehmerinnen empfinden so. 45 Prozent der Männer in der Telefonumfrage mit 400 Interviews gaben wiederum an, dass sie aufgrund einer prekären Arbeitssituation (Kündigung, Konkurs) eine Firma gründeten – bei Frauen erneut nur 31 Prozent.

Spannend: Frauen bereiten sich sehr detailliert auf die Gründung vor, Männer lagern den Businessplan hingegen gerne aus. Frauen gründen tendenziell kleinere Unternehmen mit weniger Finanzierungsvolumen (30.000 gegenüber 53.000 Euro). Dieser Unterschied resultiert wohl auch aus den verschiedenen Branchenschwerpunkten: Frauen decken deutlich stärker die Sparten Gewerbe und Handel ab, Männer sind überwiegend im kostenintensiveren IT-Sektor aktiv.

Neues „Equal Pay Siegel“

Unterdessen hat am Freitag die Bundesregierung ein „Equal Pay Siegel“ für die innerbetriebliche Frauenförderung präsentiert, mit dem in dieser Hinsicht vorbildliche Unternehmen ausgezeichnet werden sollen. „Investitionen in Frauenförderung sind Investitionen, die sich wirklich lohnen“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck bei der Vorstellung des Gütesiegels „equalitA“.

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