50 Millionen Tote

Vor 75 Jahren endete am 8. Mai der Zweite Weltkrieg in Europa. Der verheerendste Krieg des Kontinents dauerte sechs Jahre, kostete weltweit über 50 Millionen Menschen das Leben und machte Millionen Menschen zu Flüchtlingen. Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges waren jahrzehntelang spürbar und reichen teilweise bis in die Gegenwart.

Hitler beim Planen seiner Feldzüge © AFP/France presse voir

Der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 markierte den Beginn des verheerenden Krieges. Gleich zwei Tage danach erklärten Frankreich und Großbritannien, die mit Polen verbündet waren, dem Deutschen Reich den Krieg, setzten aber vorerst auf eine Wirtschaftsblockade gegen Deutschland. Polen hingegen war etwa einen Monat später vernichtend geschlagen.

Die Sowjetunion war zunächst durch den „Hitler-Stalin-Pakt“ mit Deutschland verbunden, in welchem sich die beiden Länder die Macht in Osteuropa — darunter in Polen und dem Baltikum — aufteilten und einen Nichtangriffspakt eingingen. Nur zwei Jahre später wurde der Pakt von Adolf Hitler mit dem Angriff auf die Sowjetunion gebrochen.

Im Jahr 1940 weitete sich der Krieg auf Nord- und Westeuropa aus. Norwegen und Dänemark wurden von der deutschen Wehrmacht besetzt, am 10. Mai begann der Westfeldzug gegen Frankreich und die neutralen Länder Niederlande, Belgien und Luxemburg.

Alle diese Staaten wurden innerhalb weniger Wochen besetzt und am 22. Juni kam es zum Waffenstillstand von Compiègne in Frankreich, welcher drei Fünftel Frankreichs unter deutsche Besatzung brachte. In Südfrankreich wurde das nominell unabhängige Vichy-Regime („Etat francais“) unter Marschall Philippe Pétain als französischer Vasallenstaat Deutschlands errichtet.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Hitler-Deutschland Vorherrschaft über weite Teile Europas und fühlte sich gestärkt durch die schnellen Siege. Doch die geplante Invasion in Großbritannien scheiterte Mitte 1940, da Deutschland die Luftüberlegenheit nicht erringen konnte. Ende des Jahres wurde das Vorhaben aufgegeben und man verlegte sich auf regelmäßige Bombardements britischer Städte, die bis Mitte 1941 andauerten.

Im dritten Kriegsjahr verschoben sich die Kriegsereignisse nach Süden und vor allem nach Osten. Zum einen unterstützte Hitler Bündnispartner Italien unter Benito Mussolini in Nordafrika, zum anderen wurde der Balkanfeldzug eröffnet. Griechenland und Jugoslawien wurden im April attackiert, bis zum Ende des Monats kapitulierten beide Länder. Nun richtete Hitler mit dem „Unternehmen Barbarossa“ (22. Juni) das Augenmerk auf die Sowjetunion und die Zerschlagung des „jüdischen Bolschewismus“.

Für Hitler hatte die Sowjetunion neben der Machtfrage auch noch eine andere Bedeutung: durch die „Endlösung der Judenfrage“ und die Unterjochung der slawischen Bevölkerung sollte mehr Lebensraum für Deutsche geschaffen werden. Die systematische Ermordung der Juden war beschlossene Sache und wurde bei der Wannsee-Konferenz im Jänner 1942 im Detail organisiert.

Aufgrund der schnellen Erfolge in den Blitzkriegen wähnte sich Deutschland sicher, auch Stalins Rote Armee innerhalb von ein paar Monaten besiegen zu können, doch dem war nicht so. Zunächst allerdings verzeichnete die Wehrmacht große Erfolge, denn die Sowjetunion war nicht vorbereitet auf die Angriffe. Hunderttausende sowjetische Soldaten kamen in deutsche Kriegsgefangenschaft. Das Baltikum sowie große Teile der Ukraine und Weißrusslands wurden besetzt. Im September begann die 900 Tage währende Belagerung von Leningrad (heute St. Petersburg), während derer Hunderttausende Bewohner der Stadt verhungerten.

Die Schlacht um Moskau 1941/1942 endete für die deutsche Wehrmacht jedoch in einer Katastrophe, u. a. weil die deutschen Soldaten auf die eisigen Temperaturen nicht vorbereitet waren. Die sowjetischen Truppen nützten hingegen den Winter, um aufzurüsten und zum Gegenangriff anzusetzen.

Zur Jahreswende 1941/1942 hatte sich der Krieg zum Weltkrieg ausgeweitet, denn am 7. Dezember 1941 griff das mit Deutschland verbündete Japan den US-Stützpunkt Pearl Harbour an. Hitler erklärte daraufhin am 11. Dezember 1941 auch den USA den Krieg.
Mitte 1942 war das von Deutschland eroberte Gebiet am Höhepunkt seiner Ausdehnung angekommen, bevor die Wende einsetzte. Am 22. November wurde die deutsche 6. Armee bei Stalingrad (heute Wolgograd) vollständig eingekesselt. In der Sowjetunion kämpfte die Wehrmacht mittlerweile gegen den Zusammenbruch der Front.

1943 intensivierten sich auch die alliierten Flächenbombardements auf das Deutsche Reich. An der Ostfront geriet die Wehrmacht in die Defensive. Im Gegensatz zur Roten Armee waren die Ressourcen Deutschlands nahezu aufgebraucht. Der Ruf nach dem „totalen Krieg“ sowie Durchhalteparolen konnten nicht verhindern, dass zahlreiche besetzte Gebiete verloren gingen. Auch die letzte entscheidende Schlacht um Kursk im Juli 1943 scheiterte vollkommen.

Nach der alliierten Landung auf Sizilien im Juli 1943 wurde in Italien Mussolini entmachtet. Das Land wechselte die Seiten und erklärte Deutschland den Krieg. Deutsche Truppen besetzten daraufhin große Teile Italiens und der von Italien besetzten Gebiete auf dem Balkan und lieferten sich dort bis Kriegsende erbitterte Kämpfe mit den alliierten Truppen und mit lokalen Partisanen.

Im fortgeschrittenen Kriegsjahr 1944 verschoben sich sämtliche Fronten in Richtung Deutsches Reich. Am 6. Juni landeten die Alliierten in der Normandie („D-Day“) und begannen die Befreiung Westeuropas. Die Niederlage für das Deutsche Reich zeichnete sich immer deutlicher ab. Auch die deutsche Bevölkerung zweifelte immer mehr am propagierten „Endsieg“. Das gescheiterte Attentat der Gruppe Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli verschärfte die innenpolitische Situation.

Zum letzten Kriegsjahr 1945 hin brachen die Frontlinien noch mehr zusammen. Am 27. Jänner wurde das NS-Vernichtungslager Auschwitz nahe Krakau von sowjetischen Truppen befreit. Im April 1945 begann die sowjetische Offensive gegen Berlin. Hitler nahm sich am 30. April im Berliner „Führerbunker“ zusammen mit seiner Frau Eva Braun das Leben. Am 4. Mai kapitulierten Hitlers Truppen in Norddeutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erfolgte schließlich in der Nacht von 8. auf 9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst, womit der Zweite Weltkrieg in Europa beendet war. An der asiatischen Front führte erst der Abwurf der US-Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki das Ende des Krieges herbei. Kaiser Hirohito gab am 15. August die Kapitulation seines Landes bekannt. Offiziell endete der Zweite Weltkrieg am 2. September 1945 mit der Kapitulationsunterzeichnung Japans.

Die Folgen des Krieges, dessen Brutalität nie da gewesene Ausmaße erreicht hatten, wirkten noch lange nach. Weltweit kamen mehr als 50 Millionen Menschen ums Leben, Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. Die meisten Toten gab es mit über 25 Millionen in der Sowjetunion. Zusätzlich zu jenen Menschen, die durch Kämpfe, Bombardements, Massaker, Hunger und Todesmärsche getötet wurden, wurden über sechs Millionen Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslagern systematisch ermordet — in der überwiegenden Mehrzahl Juden.

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