52 Branchen sind Teil der Gastro-Lieferkette

Österreichs Gastwirte und Hoteliers stehen vor Neustart — 2019 Einkäufe um 9,7 Mrd. Euro

Ein reich gedeckter Tisch: Gastronomie und Hotellerie decken den Tisch für viele Branchen. 8,4 % des BIP entfallen auf Tourismus und Freizeit. © Juefraphoto - stock.adobe.com

Laut WIFO bezogen Wirte und Zimmervermieter nämlich für ihre Betriebe zuletzt jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von 9,7 Milliarden Euro. Davon wurden knapp 80 Prozent in Österreich eingekauft, rund 20 Prozent entstammten dem Import.

Wenn nun am kommenden Freitag die Gastronomiebetriebe und am 29. Mai die Beherbergungsbetriebe wieder aufsperren dürfen, fiebern laut WIFO österreichweit insgesamt 52 Zulieferbranchen mit — wobei aber 70 Prozent der im Inland zugekauften Waren und Dienstleistungen auf fünf Anbieter konzentriert sind: Erzeuger von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren (26,6 %), auf die Vermieter von Lokalräumlichkeiten (16,2 %), auf den Großhandel mit seinen Lieferdiensten (12,6 %), sowie auf Österreichs Bauwirtschaft (8,6 %) und die Steuer- bzw. Wirtschaftsberater (6,4 Prozent).

Teils hohe Importquoten

20 Prozent der für Lokale und Hotels eingekauften Waren und Dienstleistungen kamen zuletzt aus dem Ausland — bereinigt um die dort eingesetzten österreichischen Vorleistungen, ergibt sich laut WIFO eine Importquote von 13,6 Prozent. Auffällig hoch ist der Import-Anteil bei elektrischen Anlagen (99,6 %), bei Werbung und Marktforschung (94,6 %) sowie bei den in Hotels und Gastronomiebetrieben zum Einsatz kommenden Textilien oder Kleidungsstücken (94,1 %).

Auch ein Drittel der Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren kamen zuletzt über den Import. In den anderen vier Hauptgruppen des gastronomischen Zukaufes ist der Importanteil dagegen verschwindend gering.

Fast 270.000 Arbeitsplätze

Eine lebenswichtige Wurzel von Gastronomie und Hotellerie reicht auf den Arbeitsmarkt. Das WIFO beziffert die ausgezahlten Löhne und Gehälter unter Normalbedigungen mit 7,7 Milliarden Euro pro Jahr. Dann finden laut Wirtschaftskammer in der heimischen Gastronomie mehr als 160.000 Menschen Arbeit, in den Beherbergungsbetrieben weitere 105.580.

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Die Corona-Krise hat beiden Branchen jetzt aber einen schweren Schlag versetzt. Die Zahl der Arbeitslosen ist zusammengerechnet laut Arbeitsmarktservice per Ende April gegenüber dem Vergleichszeitpunkt 2019 um 68.523 auf nunmehr 114.656 angestiegen.

Viele Branchen naschen mit

So wie der Baum Touristikbranche mit seinen Bezugswurzeln in unzählige Wirtschaftssektoren hineinreicht, reichen auch seine Äste in viele Wirtschaftssektoren, die dann von der Kundschaft der Hotels und Gastronomiebetriebe profitieren.

Insgesamt 42,5 Milliarden Euro haben inländische und ausländische Gäste (Reisende, Tagesbesucher und Zweitwohnsitzbesitzer) zuletzt pro Jahr in Österreich hinterlassen. Dabei zeigt sich, dass mehr als 80 Prozent dieser Ausgaben im ökonomischen Dunstkreis der Touristikbranche verbleiben — mit den Hauptprofiteuren Beherbergung (32,3 %), Gaststätten (26,2 %), Transportdienstleister (14,6 %), Reisebüros (0,3 %) und Betreiber von Kultur-, Unterhaltungs- und Freizeitangeboten (9,1 %).

Aber auch außerhalb der Grenzen der Touristikbranche sitzen Profiteure des Gästezustroms. Immerhin beziehen Tagesbesucher, Zweitwohnsitzbesitzer und Nächtigungsgäste laut WIFO für gewöhnlich im Handel jährlich Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro und zusätzliche Dienstleistungen im Wert von 3,2 Milliarden Euro.

Bleibt angesichts der bevorstehenden Betriebs-Öffnungen also einmal abzuwarten, wie sich diese Wirtschaftsdaten in der außergewöhnlichen Sommersaison 2020 entwickeln werden. Das von den Verantwortlichen am Start ausgegebene Motto lautet: „Vorsicht, aber Zuversicht“.

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