Meinung

von Markus Ebert

Ein Auftritt zum Fremdschämen

Kommentar über die weitere Entwicklung in der Affäre um Grünen-Kandidatin Schilling

Bei der ersten Verteidigung von Lena Schilling vor zwei Wochen holte noch Grünen-Parteichef Werner Kogler selbst zum – teils recht degoutanten – verbalen Rundumschlag aus. Er brauchte etliche Tage, um zu erkennen, dass sein rhetorischer Ausritt — „Gefurze“ sei das, was da über den vermeintlichen Shooting-Star für die EU-Wahl geschrieben werde — entschuldigungsreif war.

Bei der mittwöchigen Neuauflage der seltsamen grünen Verteidigungsstrategie hatte der Parteichef nichts mehr verloren – diese Suppe musste Generalsekretärin Olga Voglauer mit Schilling alleine auslöffeln. Dass die 23-jährige Neo-Politikern gleichsam zur Entlastung von diversen neuen, aus öffentlich gewordenen Chats resultierenden Vorwürfen öffentlich ihren Parteieintritt bei den Grünen verkündete, war zum Fremdschämen. Wie überhaupt der Auftritt der beiden Frauen dazu angetan war, etwas betreten und vielfach ratlos zurückzubleiben.

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Weil sich bisher nicht zwingend erschloss, warum die gesamte politische Welt abseits des grünen Kosmos eine Schmutzkübelkampagne gegen die bisherige Öko-Aktivistin fahren sollte, positioniert Generalsekretärin Voglauer nun ihre Geschütze in Richtung Rote und Kommunisten. Diese Attacken — „Silberstein-Methoden“ — sind sicher nicht dazu angetan, dass in der Sache Ruhe einkehrt. Der Wunsch, im EU-Wahlkampf über die grünen Themen zu reden und nicht über die charakterliche Verfasstheit der Spitzenkandidatin, ist ein frommer.

Wenig glaubwürdig sind die Grünen überdies in ihrer Jammerei, was die Veröffentlichung von Chatnachrichten aus Schillings früherem Leben betrifft. Solange ihnen Chats Anderer politisch in den Kram passten, war es mit dem Schutz der Privatsphäre nicht so weit her, wie man aus den diversen U-Ausschüssen weiß. Aber jetzt: Es werde in den Medien über Gerüchte und Chats aus dem höchstpersönlichen Lebensbereich Schillings berichtet, „und meiner Meinung nach ist das falsch“, sagt Voglauer.

Erkenntniszugewinn und persönliche Betroffenheit korrespondieren sichtlich, was freilich nicht neu ist.

Und: Man wird sehen, was aus dem Schmutzkübel noch alles ans Licht der Öffentlichkeit quillt.

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