Die Leidenszeit des englischen Fußball-Patienten geht weiter

Nach Niederlage im EM-Finale: Zukunft von Trainer Gareth Southgate ist ungewiss

England (Kapüitän Harry Kane mit Teamchef Garreth Southgate muss weiter warten. © APA/AFP/Adrian DENNIS

„Die Qual hält an. Der Schmerz geht weiter.“ Die Tageszeitung „The Telegraph“ brachte nach der EM-Finalniederlage Englands gegen Spanien auf den Punkt, was sich Fans, Kommentatoren und die Spieler aus dem Fußball-Mutterland dachten. Nach dem 1:2 am Sonntag im Berliner Endspiel muss die stolze englische Nation weiter auf den ersten großen Titel seit der WM 1966 warten. „Es bricht einem das Herz. Wir alle wollten nichts mehr, als Geschichte zu schreiben“, sagte Jude Bellingham.

Die Engländer hatten bei der EM in Deutschland zwar nur selten geglänzt, sich aber in der K.o.-Phase zu Comeback-Königen gemausert. Gegen Spanien schien es, dass es der Elf von Coach Gareth Southgate zum vierten Mal in Folge gelingt, nach einem Rückstand die Partie noch zu drehen. Cole Palmer hatte im Berliner Olympiastadion die spanische Führung durch Nico Williams (47.) gut eine Viertelstunde vor Schluss ausgeglichen. Doch dann traf Mikel Oyarzabal (86.) und ließ die englischen Titelträume jäh zerplatzen.

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„Wir haben in den letzten Wochen viele Opfer erbracht. So viel zu geben und dann auf diese Art und Weise zu verlieren, ist grausam“, meinte Offensiv-Ass Bellingham. Wie schon beim EM-Finale 2021 – damals im Wembley-Stadion in London gegen Italien – mussten sich die “Three Lions“ knapp geschlagen geben. „Wir sind immer noch eine junge Mannschaft, aber ab einem bestimmten Punkt müssen wir auch liefern“, zeigte sich der Real-Madrid-Star selbstkritisch.

Die Diskussion über die Zukunft des englischen Nationalteams hat jedenfalls bereits gehörig Fahrt aufgenommen, und sie startet zuallererst beim Teamchef. Southgate wollte sich allerdings dazu in der Sonntagnacht nicht äußern. „Es ist schwer, so kurz nach einer Niederlage wie dieser zu reflektieren“, antwortete er auf die Frage, ob er England bei der WM 2026 betreuen würde.

„Ich denke, am Ende des Spiels haben die körperlichen Probleme, die wir hatten, ihren Tribut gefordert“, meinte der 53-Jährige. Harry Kane und Bellingham hatten während des gesamten Turniers den Eindruck gemacht, nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte zu sein. Southgate zeigte sich stolz über den „unglaublichen Lauf“ seiner Spieler, die zweimal hintereinander das EM-Finale erreichten. „Aber im Moment muss ich sagen, dass all das in meinem Kopf keine Rolle spielt, weil wir eine Chance hatten, zu gewinnen, und sie nicht nutzen konnten. Der letzte Schritt ist uns noch nicht gelungen.“

Ob der nächste Anlauf mit Southgate an der Spitze gestartet wird, ist vorerst offen. Die Kritik, seine Elf spiele nicht entsprechend ihrer personellen Qualität, begleitet den Trainer schon lange. Dieser kann allerdings eine passable Bilanz seit seinem Amtsantritt 2016 vorweisen. WM-Halbfinale 2018, WM-Viertelfinale 2022 und eben die beiden EM-Endspiele. Allein die absolute Krönung fehlt.

„Ich vermute, es war Southgates letztes Spiel“, sagte Ex-Stürmerstar Alan Shearer. Gary Lineker empfahl gar Jürgen Klopp als Nachfolger. Trost für den Trainer kam hingegen von niemand geringerem als dem englischen König Charles III. „Seien Sie sich bitte bewusst, dass Ihr Erfolg, das Finale der Europameisterschaft erreicht zu haben, an sich schon eine großartige Leistung ist, die den Stolz einer Nation mit sich bringt, die die Three Lions weiter anfeuern wird“, hieß es in einem royalen Schreiben.

Kane richtete derweil am Tag danach den Blick nach vorn. “Letztendlich haben wir unser Ziel verfehlt und müssen damit leben, aber wie immer werden wir uns aufraffen, den Staub von uns abklopfen und bereit sein, wieder im Trikot Englands zu kämpfen“, schrieb der 30-Jährige bei X.

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