Installation im Mariendom knüpft zwischenmenschliche Bande

Katharina Strubers Arbeit „They Call Me Mama“ ist bis 31. August im Kapellenkranz zu sehen

Audioinstallation „They Call Me Mama" von Katharina Struber im Linzer Mariendom © Diözese Linz / Violetta Wakolbinger

Aus dem Ende eines Rohres sind Geräusche von Urwäldern zu hören, dort Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, am dritten liest eine Stimme Namen und Zahlen von Flüchtlingen vor, die auf der Flucht ihr Leben lassen mussten. So fügen sich akustische Ströme zusammen zu einem berührenden wie nachdenklich machenden Ganzen.

„They Call Me Mama“ heißt die auch optisch ansprechende Installation von Katharina Struber im Linzer Mariendom, in der es um Beziehungen abseits von Familienbanden, um das Gemeinsame geht.

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Die Arbeit ist als Teil der Reihe „Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie“ des Projektes DonnaStage bis 31. August 2024 im Kapellenkranz zu sehen. Sie folgt auf die gebärende Maria von Esther Strauß, eine Arbeit, die, wie berichtet, traurige Berühmtheit erlangte, weil der Figur von einem Unbekannten der Kopf abgeschlagen wurde.

Verbindung zur Außenwelt

Von der Mitte der Decke der Seitenkapelle führt nun aus einer Öffnung in 15 Metern Höhe quasi als Verbindung zur Außenwelt ein in verschiedenen Rottönen gehaltenes Rohr. Es verzweigt sich auf seinem Weg, windet sich um eine Säule und geht in mehreren Strängen weiter zur Kanzel. Den einstigen Ort der Worte umschlingen die fünf Enden, die zu kleinen Trichtern geformt sind, die man ans Ohr hält, um zu hören. Fünf aufwendig gestaltete siebenminütige Soundfiles füllen das Objekt mit Leben. Das Kunstwerk ist ein Blickfang, der sich wunderbar einfügt in den Kirchenraum, die Kreuzbögen zu zitieren scheint, vielleicht auch das Glas eines Kirchenfensters, das in seinem Mustern Verschlungenes zeigt.

Katharina Struber (Jg. 1967), in Wien und Niederösterreich lebende Künstlerin, hat an der Linzer Kunstuni bei Helmuth Gsöllpointner studiert. In ihrer Kunst widmet sie sich der Erinnerungskultur, hat u.a. in Deutschland zwei große Wettbewerbe gewonnen, auch am letzten Linzer Höhenrausch war sie beteiligt und sie hat viel Kunst am Bau und in Kirchen geschaffen. Sie wolle „den öffentlichen Raum für die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen nutzen“, so Struber im VOLKSBLATT-Gespräch.

Verantwortung für die Schöpfung

Im Mariendom beschäftigt sie sich mit dem „Verwandtmachen“, einem Begriff, den die amerikanische Biologin Donna J. Haraway geprägt hat. Gemeint sind Beziehungsgeflechte abseits von Blutsverwandtschaften. Es geht darum, fürsorglich zu sein, Verantwortung zu übernehmen. Strubers Installation animiert dazu, zu schauen, wie es dem Nächsten geht, sich auch um andere, die ganze Schöpfung zu kümmern. Dafür steht auch das Wort Mama im Titel.  

Aus einem der Soundrohre kommen animalische Geräusche, die immer leiser werden und in einem unumkehrbaren Countdown enden. Der Soundfile hat das Wort Epitaph im Titel, es geht um das Aussterben von Arten am Beispiel des Gelben Pfeilgiftfrosches, quasi ein akustischer Grabstein. „Alle sieben Minuten stirbt eine Art und irgendwann werden wir an einen Kipppunkt kommen, wo alles weg ist,“ so Struber. Im Epitaph Amazonas werden die Dschungelgeräusche von Feuer überlagert. Struber: „Wir müssen auf unsere Umwelt aufpassen, jetzt und nicht morgen.“ 

Von Melanie Wagenhofer

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