Inntöne: Best of Jazz im Sauwald

39. Ausgabe bringt neue und altbewährte Töne ins Innviertel

Stargast Christof Lauer, Saxophonist aus Deutschland © Inntöne/Marjin Ooljman

Wenn Veranstalter und Jazz-Mastermind Paul Zauner zum dreitägigen Festival ruft, dann pilgern alljährlich nicht nur tausende Besucher zum Buchmannhof in Diersbach, sondern auch die besten internationalen Jazzmusiker ihres Fachs samt dem vielversprechenden Jungmusiker-Nachwuchs.

Denn das Inntöne-Jazzfestival ist seit fast vier Jahrzehnten Kult und trotz weiter Anfahrtsstrecken reißen sich die Musiker darum, hier aufzutreten, sozusagen in the Middle of Nowhere, weil es sich hier anfühlt wie bei einem großen Familientreffen.

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Wenn im Innenhof des weitläufigen Bauernhofs Brathendln und Forellen am Grill brutzeln und das Bier aus den Zapfhähnen sprudelt, während nebenan auf der großen Freiluftbühne sich Weltstars der Jazzszene ein Stelldichein geben, dann ist das ein Ort, an dem zumindest die musikalische Welt noch in Ordnung ist.

Da gibt es nicht einen oder zwei Headliner, die spät in der Nacht die Besucher in Scharen anlocken, sondern erstklassige Gigs fast rund um die Uhr, von denen man keinen versäumen möchte. So etwa, wenn am zweiten Tag der mehrfach preisgekrönte holländische Weltklasse-Pianist Jasper van´t Hof mit seinem Trio und der deutsche Saxophonist Christof Lauer als Stargast, bereits um drei Uhr nachmittags einen umjubelten Auftritt geben.

Mit im Gepäck hatten die beiden diesmal ihr neues Album „Skin Under“ mit dem sie das Jubiläum ihrer 40-jährigen musikalischen Partnerschaft strahlend feiern. Beide haben seit mittlerweile fast fünf Jahrzehnten die europäische Jazzlandschaft nachhaltig geprägt und beeinflusst.

Lauers Ton und sein fantasievolles Spiel sind auch bei diesem Konzert voll mitreißender Kraft und Freiheitsdrang wie eh und je. Die Kompositionen, die Jasper van´t Hof beisteuert, bieten Raum für virtuose Improvisationen, etwa bei „Borderless Contents“ oder „Schwester Johanna“, bei denen er als kongenialer Partner am Konzertflügel Lauers radikale Ausbrüche gekonnt wieder einfängt.

Gleich daneben in der zum Konzertsaal umgebauten Scheune, dann der gefeierte Auftritt von Lenny Popkin mit seinem Trio. Der US-amerikanische Tenorsaxophonist aus NewYork war Schüler von Lee Konitz und auch er ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende, gemeinsam mit seiner Frau, der Drummerin Carol Tristano.

Der über 80-jährige Popkin versprüht auch in Diersbach hier noch immer virtuoses Können. Sein breites kompositorisches Werk wurde auf zahlreichen Alben verewigt und von Jazzgrößen wie Anthony Braxton interpretiert.

Auf der großen Openair-Bühne übernehmen dann die beiden berühmten französischen Belmondo-Brüder das musikalische Jazz-Zepter mit einer grandiosen Hommage an die legendäre psychedelische Rockband Greatful Dead.

Mit ihrem Programm „DeadJazz“ zelebrieren Lionel am Tenorsaxophon und Stephane Belmondo an der Trompete ihre frankophon gefärbte Meisterschaft im klassischen schwarzen US-Jazz mit ganzem Körpereinsatz, nicht minder erstklassig auch Jozef Dumoulin an den Fender Rhodes.

So geht es Schlag auf Schlag weiter, wenn anschließend die Newcomer übernehmen. Ob das von der Kritik hochgelobte britische A-cappella-Ensemble Apollo 5, welches mit klassischen und modernen Werken von Ralph Vaughan Williams bis hin zu Elton John und Sam Smith die Herzen des Publikums im Sturm erobert.

Oder die norwegische Pianistin Liv Andrea Hauge, die mit nordischen Impressionen zu einem verspielt melancholischen Abend überleitet und viel Beifall erntet.

Das Inntöne Jazzfestival 2024 wartete heuer einmal mehr mit einem breiten erstklassigen Cross-Over durch die internationale Jazzmusik-Szene ersten Ranges auf, man darf sich schon auf die Jubiläums-Ausgabe zum 40-jährigen Bestehen nächstes Jahr freuen.

Von Barbara Duftschmied

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