Unsere Medien-Tipps: Bocaccio, Liebe im Alter und ein Spital

„Jedermann
„Jedermann" Philipp Hochmair ist in „Charité III“, das ab 26. Juli im ORF läuft, als Dr. Prokop zu sehen. © ORF/UFA/MDR/ARD/Stanislav Honzik

Streaming: The Decameron

Eine ebenso sündige wie ausschweifende Angelegenheit ist „The Decameron“ auf Netflix: Angelehnt an Giovanni Boccaccios weltbekannte Novellensammlung, handelt die Serie von einer Gruppe Adeliger und ihrer Dienerschaft, die sich während der Pest im Italien des 14. Jahrhunderts auf ein großes Landhaus zurückziehen und dort so richtig die Sau rauslassen. Zumindest lässt das der Trailer vermuten, der Renaissancekostüme mit knackigen 80er-Rhythmen mischt. Die US-Umsetzung setzt auf eine schwarzhumorige Richtung mit viel Ironie und chaotischen Zuständen.

Film: Ein kleines Stück vom Kuchen

Vordergründig ist es ein leiser, gefühlvoll inszenierter Film über Liebe im Alter. Doch mit „Ein kleines Stück vom Kuchen“ hat das iranische Regieduo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha auch ein Gesellschaftsporträt über sein Heimatland vorgelegt, in dem so viele Dinge immer noch tabuisiert werden und Unterdrückung vorherrscht. Im Zentrum der Geschichte steht die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour), die seit dem Tod ihres Mannes und der Übersiedlung ihrer Tochter nach Europa allein lebt. Doch eines Tages nimmt sie die Einsamkeit nicht mehr so einfach hin und macht sich auf die Suche nach Zuneigung und Partnerschaft. Beides findet sie eher zufällig in Form des Taxifahrers Faramarz (Esmail Mehrabi).

Lesen Sie auch

Buch: Javier Zarmora. Solito

Seit den Mauerplänen von Donald Trump ist das Thema illegale Einwanderung über Mexiko in die USA auch hierzulande in ein breites Bewusstsein gerückt. Javier Zamora ist als Neunjähriger mithilfe von Schleppern aus El Salvador nach Amerika zu seinen ebenfalls illegal immigrierten Eltern in Amerika geflohen. Über seine Erlebnisse hat er lange nicht gesprochen. Auch als Art Therapie zur Traumaüberwindung hat der mittlerweile 34-jährige in Arizona lebende Autor und Aktivist den lebensgefährlichen Trip dann aber mit dem Buch „Solito“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 496 Seiten, 24,50 Euro) aufgearbeitet und nacherzählt. „Solito“ ist ein ergreifender, lebhaft verfasster Report, der ohne Wertungen auskommt. Wie Zamora heute darüber denkt, dass ihn seine Eltern allein den Händen von Schleppern überließen, spart das Memoir aus.

Album: Humanist. On the Edge of a Lost and Lonely World

Treibendes Gitarrenspiel, eindringliches Cello und dazwischen die unverkennbar volle und warme Baritonstimme des Depeche-Mode-Frontmanns Dave Gahan: „Brother“ heißt der Song. Er ist ein Highlight des neuen Humanist-Albums „On the Edge of a Lost and Lonely World“. Es ist ein Werk nicht nur für Fans des begnadeten Sängers Gahan. „On the Edge of a Lost and Lonely World“ ist das zweite Humanist-Album. Dabei handelt es sich um ein ehrgeiziges Aufnahmeprojekt, hinter dem der britische Gitarrist, Songwriter und Produzent Rob Marshall steht. Die Bandbreite der Mitwirkenden reicht von Ex-Midlake-Sänger Tim Smith über die Indie-Popmusikerin Isobel Campbell bis hin zu Peter Hayes, Mitglied der Band Black Rebel Motorcycle Club und James Allan, dem Frontmann der schottischen Rockband Glasvegas. In „On the Edge of a Lost and Lonely World“ stehen existenzielle Fragen des Lebens im Vordergrund wie Tod, Hoffnung, Liebe, Leid und Erlösung, denen Marshall mit seinen Stargästen emotionale Subtilität.

TV: „Charité III“

Eine Institution im Wandel der Zeit: Die vielfach ausgezeichnete, historische TV-Dramaserie „Charité“ erzählt von bahnbrechenden medizinischen Forschungen und enormen gesellschaftlichen Umwälzungen, die das Berliner Krankenhaus prägen. Die erste Staffel spielte am Ende des 19. Jahrhunderts, die zweite Staffel in der Zeit des Nationalsozialismus und am Ende des Zweiten Weltkrieges – die drei 90-minütigen Episoden der dritten Staffel führen ab 26. Juli immer freitags um 20.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON in die Zeit des Baus der Berliner Mauer: Mangelwirtschaft, politische Vereinnahmung, Staatsflucht – der Kalte Krieg hat die Berliner Charité fest im Griff. Doch trotz der widrigen Umstände versucht das Krankenhauspersonal seiner Berufung treu zu bleiben. In den Hauptrollen spielen Nina Gummich, Nina Kunzendorf, „Jedermann“ Philipp Hochmair, Uwe Ochsenknecht, Max Wagner, Franz Hartwig, u. v. m.

Das könnte Sie auch interessieren