US-Rockband Baroness blühte im sommerlichen Wien auf

Das US-Quartett lieferte in Wien eine schweißtreibende Show © APA/Abraxan Hymns/Ebru Yildiz

Sommer in Europa, schweißtreibende Shows und Baroness – das passt zusammen: Die US-Rockband genießt scheinbar die Hitze in hiesigen Breitengraden, jedenfalls gehören die sommerlichen Abstecher des Quartetts seit mehr als zehn Jahren zum fixen Konzertinventar. So auch Mittwochabend, als Sänger John Baizley und seine Mitstreiter in der Szene Wien eine energetische Show voller Hymnen, zupackender Riffs und aufbauender Melodien ablieferten.

„Ich will dem österreichischen Publikum ja keinen Honig ums Maul schmieren, aber Wien war schon immer ein spezieller Ort für uns“, rekapitulierte Baizley im APA-Gespräch vor der Show. Aktuell ist die Gruppe mit ihrem im Vorjahr erschienen Album „Stone“ unterwegs, wobei die Zusammenstellung der Setlist eher an ein Best-of denken ließ. Von den neuen, ziemlich komplexen Rockern „Last Word“ und „Under the Wheel“ über das melodieverliebte „The Gnashing“ bis zum mitsingtauglichen „Shock Me“ gab es kaum Wünsche, die unerfüllt blieben.

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Allen voran Sänger und Gitarrist Baizley sowie seine Saitenkollegin Gina Gleason, die auch einige Gesangspartien beisteuerte, zeigten sich zum Tourauftakt (trotz leichtem Jetlag) in bester Spiellaune: Zweistimmige Gitarrenleads waren ebenso massig vorhanden wie markante Riffs, die sich die ständig mit einem Grinsen aufwartenden Musiker mit Leichtigkeit zuwarfen. Dazu servierten Bassist Nick Jost und Drummer Sebastian Thomson das rhythmische Fundament, wobei die beiden durchaus mit eigenen Akzenten zu punkten wussten.

Somit war von Anlaufschwierigkeiten nichts zu merken. „Wir freuen uns einfach auf diese Tour. Ich liebe es, im Sommer in Europa zu sein“, betonte Baizley. „Ich mag die Hitze, und das gute Wetter bietet für uns die Möglichkeit, unsere freien Tage auch etwas abwechslungsreicher zu gestalten.“ Zudem sei es für ihn immer spannend zu sehen, was musikalisch gerade so passiere. „Heuer scheint das Jahr des Hardcore zu sein. Es ist toll zu sehen, dass diese Art der Energie wieder auf den Bühnen stattfindet. Davon profitieren ja letztlich auch alle anderen Szenen.“

Bei Baroness scheint es ohnehin kaum Berührungsängste zu geben. Classic Rock und Heavy Metal stecken in den Songs ebenso wie psychedelische Ausflüge und leichte Folk-Einsprengsel, bevor dann wieder das Tempo angezogen wird. Und wenn Baizley mal zum zwischendurch eingestreuten Kopfnicker-Groove ansetzt, gibt es sowieso kein Halten mehr. Dass harte Musik derzeit wieder mehr im Trend liege, habe jedenfalls etliche positive Auswirkungen. „Je mehr dieser Sound auch seinen Kopf aus dem Untergrund erhebt, umso mehr kreative Leute werden davon angezogen. Die verschieben wiederum die Grenzen dessen, was üblicherweise gemacht wird.“

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Dabei verwies der bärtige Sympathieträger auf seine Jugend in den 1990ern, als Bands wie Nirvana den Mainstream eroberten. „Sie haben Außenseiter wie mich angesprochen. Plötzlich fühlten wir uns gehört und hatten einen Platz. Wir wurden inkludiert, ganz egal woher wir kamen. Daher liebe ich es, wenn Szenen großes Augenmerk auf Neuerungen legen. Und ich habe das Gefühl, dass genau das derzeit passiert“, so der Musiker, der mit seiner Band seit mehr als 20 Jahren unterwegs ist.

So variantenreich und gekonnt Baizley seine Gitarre bedient, so sehr liegt ihm gleichzeitig die textliche Ebene am Herzen. „Eigentlich sollte die intensive Beschäftigung mit den Texten für Songwriter ja eine Selbstverständlichkeit sein.“ Aber es gebe eben auch unterschiedliche Zugänge und Entwicklungen. „Außerdem ist es schwer, gute Refrains und Texte zu schreiben, die gehaltvoll sind und gleichzeitig das Publikum direkt ansprechen und nachvollziehbar wirken. Es ist eine feine Linie – überschreitest du sie, wirkt es nur noch oberflächlich.“ Baizley selbst versuche nicht zwingend, etwas Einzigartiges zu erzählen, „sondern etwas von universellem Charakter. Andere Menschen machen schließlich ähnliche Erfahrungen wie ich.“

In seinen Stücken stecken folglich Liebe und Verlust ebenso wie archetypische Sprachfiguren. „Ich kann ja nicht über die SIM-Karte in meinem Telefon singen. Blut, Himmel, Geburt, das sind Dinge, die für uns alle von Bedeutung sind. Und genau deshalb gibt es auch Songs darüber.“ Entsprechend lassen sich Baroness-Lieder auch herrlich auseinandernehmen, zieht sich doch beispielsweise das Meeresthema seit dem Debüt „Red Album“ durch das Schaffen Baizleys. Im Endeffekt müsse man sich einen „frei fließenden und ehrlichen Ausdruck zugestehen“.

Womit man wieder beim Konzert gelandet wäre: Kaum eine Band aus der Heavy-Rock-Sparte schafft es mit ihren Shows, eine derartig positive Energie im Publikum zu erzeugen. Baroness haben sich letztlich über die Jahre eine treue Fanbase erspielt, die jedes kleine Detail des Quartetts frenetisch feiert. Und zu bejubeln gab es genug, was auch an der nun seit einigen Jahren stabilen Besetzung liegt, die Baizley in den höchsten Tönen lobte. „Wir brauchen kaum ein Wort, wenn wir gemeinsam spielen. In den besten Momente sind wir wie ein einziger lebender Organismus.“ Und der hat seine Kreativität längst noch nicht vollends ausgeschöpft. „Wir können uns immer noch verbessern und neue Richtungen erkunden. Mit ‚Stone‘ haben wir das Fundament dafür gelegt.“

(Von Christoph Griessner/APA)

yourbaroness.com

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