Salzburger Festspiele: Jubel für Oper im Dunkeln

Georg Friedrich Haas' „Koma“ faszinierte zu großen Teilen in kompletter Dunkelheit musiziert mit beeindruckender Präzision der Solisten

Sopranistin Sarah Aristidou schlüpft in die Rolle einer Frau, die im Wachkoma liegt. © Andrej Grilc

Ein Wachkoma hörbar machen. Dieses Vorhaben ist dem Komponisten Georg Friedrich Haas mit seiner 2016 uraufgeführten Oper „Koma“ gelungen. Bei den Salzburger Festspielen faszinierte das Stück am Mittwochabend in einer konzertanten, nur mit Lichtdramaturgie unterstützten Aufführung zwei Stunden lang das Publikum im Großen Saal der Stiftung Mozarteum.

Sopranistin Sarah Aristidou überzeugt

Der zugrunde liegende Text von Händl Klaus handelt von der Wachkoma-Patientin Michaela, die wegen eines vermeintlichen Badeunfalls im Krankenhaus liegt. Fast wäre sie ertrunken. Die meisten Regisseure inszenieren deshalb um ein Krankenbett herum. In Salzburg verzichtete man aber gänzlich auf szenische Unterstützung, allein das Licht spielte eine Rolle, vor allem aber die Dunkelheit. Während die französische Sopranistin Sarah Aristidou Michaela mit welligen und glasklaren Sopranlinien sang (die Figur kann sinngemäß keine Worte mehr formulieren), herrschte völlige Finsternis im Saal.

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Aristidou war die einzige, die nicht mit dem Klangforum Wien zusammen auf der Bühne stand, sondern ihre Stimme wie einen Geist immer wieder vom Balkon aus erscheinen ließ. Wenn eine der zwei anderen Lichtstimmungen (Tageslicht oder Schatten) herrschte, lauschte man fragmentarischen Gesprächen von Ärzten und Familienmitgliedern, die Stück für Stück die Vorgeschichte Michaelas und ihres vermeintlichen Unfalls erschlossen. Das Klangforum Wien erzeugte dazu freitonale, tranceartige Klänge, die von Klavierklängen, erregten Streichern und starken Akzenten der Bläser geprägt waren.

Inszenierung der Handlung allein in den Köpfen

Eindrucksvoll ließ Dirigent Bas Wiegers Haas‘ Musik dazu dramatisch anschwellen oder sphärisch ausklingen und das Geschehen zu keiner Zeit langatmig werden. Dass eine Inszenierung der Handlung allein in den Köpfen des Publikums stattfand, gefiel dem Komponisten anscheinend sehr, der sich im Programmheft äußerst lobend über die konzertante Umsetzung seines Werkes äußerte und betonte, dass auf diese Weise eine ungehinderte emotionale Entfaltung der Wirkung seiner Musik möglich sei. Dies schien beim Publikum am Ende tatsächlich stattgefunden zu haben, denn es quittierte die beeindruckende Leistung aller Mitwirkenden am Ende mit großem Applaus.

Von Larissa Schütz

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