Auf Leid gebaut

ORF-Doku beleuchtet Geschichte des Linzer Bauunternehmens Swietelsky

Hellmuth Swietelsky trat schon 1933 der NSDAP bei und wurde später für seine Treue mit Aufträgen belohnt.
Hellmuth Swietelsky trat schon 1933 der NSDAP bei und wurde später für seine Treue mit Aufträgen belohnt. © ORF

Viele Unternehmen, die einst von der Beschäftigungspolitik der Nationalsozialisten profitierten, haben nach dem Zweiten Weltkrieg weitergemacht, als wäre nichts geschehen. Die Zeit zwischen 1939 und 1945 in den Firmengeschichten bis heute unerwähnt, manchmal sogar beschönigt.

Andere wie die Voest haben sich intensiv mit dem schweren, eigenen Erbe beschäftigt und die Ergebnisse offengelegt. Recherchen des ORF haben jetzt auch ein großes Linzer Bauunternehmen dazu motiviert, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen: Das 30-minütige Eco Spezial „Baustelle Erinnerung: Swietelsky und die ,Straße der SS´“ (Donnerstag, ORF2, 22.30 Uhr) von Martin Steiner begibt sich auf die Spuren der Linzer Firma Swietelsky, die heute das drittgrößte Bauunternehmen Österreichs ist. Renommierte Historiker wie Bertrand Perz beleuchten den Nutzen, den der regimetreue Betrieb aus Arisierung und oft tödlicher Zwangsarbeit zog.

Zwangsarbeit für die „Straße der SS“

Firmengründer Hellmuth Swietelsky legte als begeisterter Nationalsozialist schon 1933 mit seiner illegalen Partei-Mitgliedschaft den Grundstein dafür, dass ihm unter den Nazis dann einträgliche Aufträge zukamen, die das Unternehmen in den Kriegsjahren rasch wachsen ließen. 1936 gründete er seine Baufirma, Aufträge führten sein Unternehmen bis ins besetzte Polen.

Dort war das Linzer Unternehmen am Bau der Durchzugsstraße IV, auch „Straße der SS“ genannt, beteiligt, die von Berlin bis in weit entfernte russische Besatzungsgebiete führen sollte. Gebaut haben diese für Swietelsky vorwiegend jüdische Zwangsarbeiter, die das Unternehmen von der SS günstig angemietet hatte und von denen viele dafür ihr Leben lassen mussten.

Die Arbeiter der Linzer Firma vor Ort sollen nicht zimperlich im Umgang mit den Arbeitskräften gewesen sein, ihre Aussagen über die Arbeitsfähigkeit eines Zwangsarbeiters entschieden darüber, ob dieser den nächsten Tag noch erleben durfte. Den Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigten, sei völlig klar gewesen, dass da Selektion stattgefunden habe, einziges Ziel sei es gewesen, die Arbeit voranzutreiben, heißt es in der Doku.

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Dass das Unternehmen bis 1995 eigentümergeführt gewesen sei, habe die Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit nicht einfach gemacht, sagt Vorstandsvorsitzender Karl Weidlinger in der Doku. Swietelsky hat nach den Recherchen eine Historikerkommission eingesetzt, die in den nächsten Jahren die die Vergangenheit des Unternehmens aufarbeiten wird.

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