Halbherzige Walzerseligkeit

Wiederaufnahme: „Das Dreimäderlhaus“ als Open Air im Schlosspark

Grégoire Delamare als Schubert
Grégoire Delamare als Schubert © Petra Moser

Wieder ein herrlich lauer Sommerabend an der Open Air-Bühne im Schlosspark. Am Freitag mit dem „singenden, klingenden, Fröhlichkeit bringenden, Herzen bezwingenden Wienerlied“, dem berühmten Wortschwall im Dreivierteltakt aus „Das Dreimäderlhaus“.

Das Singspiel von Berte´, Rudner und Messner (uraufgeführt 1916) trieft vor Walzerseligkeit, herzzerreißenden Schubert- und picksüßen Wienerliedern. Das Libretto nach Rudolf Hans Barts „Schwammerl. Ein Schubert-Roman“ prägte lang ein verklärtes Bild von Franz Schubert.

Die Neuinterpretation des Landestheaters irritierte schon im Oktober 2020. Neueste Forschungen zu Schubert vermuten, dass dieser homosexuell war.

Hier knüpft die Bearbeitung von Angelika Messner an, Ola Rudner entschärfte das Wienerische und Jueon Han entfernte aus der Musik den Zuckerguss. Das Open Air setzte Gregor Horres in Szene, Ingmar Beck leitet das reduzierte Bruckner Orchester, das ohne Schwung agierte.

Die glücklose Liebe des Franz Schubert dreht sich in dem Fall nicht ums Hannerl, sondern um den Hallodri und auch Frauen nicht abgeneigten Baron von Schober. Als Schubert zelebriert Grégoire Delamare sein schwules Unglück, bleibt verhalten selbst beim weinseligen Duliö. Die vielen Schubertlieder klingen nur vage an.

Selbst beim berühmten „Dein ist mein Herz und soll es e-he-he-wig blei-hei-hei-ben“ darf bei Xiaoke Hu wie beim Hannerl (Hedwig Ritter) keine Inbrunst aufkommen. Die Schwestern Hederl und Haiderl (Jana Markovic und Tina Josefina Jaeger) bleiben blass, auch wenn sie optisch dominant mit quietschbunten Perücken und Neopren-Outfit, quasi als Parodie ihrer selbst, ständig vorm fliederblütenbedruckten Haus tänzeln.

Irgendwie geht es schon um ein verliebtes Kreuz und Quer, wenn dann der Papa (Peter Fabig) von der Femme Fatale (Etelka Sellei) geheiratet wird. Für Momente lassen sich auch bei diesem Paar größere Stimmen erahnen.

Ratlos bleibt das Publikum zurück. War das ein Anbiedern an den Zeitgeist, eine Parodie auf eben diesen? Oder doch nur der vergebliche Versuch, aus Schmalz das Fett zu entfernen? Verhalten auch der Applaus.

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