Poschners Neujahrssträuße

Unbeschreiblicher Jubel für Linzer Neujahrskonzert

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nj22+(1).jpg © R. Winkler

Auch Linz hatte am 1. Jänner sein Neujahrskonzert und das Bruckner Orchester bereitete unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner im Brucknerhaus ein unglaubliches Vergnügen mit den berauschenden Melodien der gesamten Strauß-Dynastie. Poschner dirigierte nicht nur, sondern er vergoss sein Herzblut für die Musik. In dieser Intensität hat man die Schätze des musikvergoldeten 19. Jahrhunderts bisher kaum oder vielleicht noch nie hören können. Jedenfalls werden diese Neujahrssträuße Poschners nicht verwelken. Erwartungen bleiben nicht aus, weil gerade der Charakter von Walzer, Märschen, Polkas oder Ouvertüren zu Operetten eine fast gesetzmäßig ablaufende Sichtweise verlangt. Man muss die Noten nicht einfach herunterspielen. Es sind die vielen Zwischentöne, zurückzunehmenden Tempi, variierenden Phrasierungsphasen, die Geschmeidigkeit aus einem Feingefühl für dynamische Bögen, die eine ausschöpfende Interpretation, eine variationsreiche Gestik zur Identifikation erfordern.

Poschner deutete jedes Stück, nein besser, er erfühlte die Musik, als hätte er sie selbst erfunden. Und er brachte den prallvollen Brucknerhaussaal in mitreißende Schwingungen. Die seufzenden Streichertöne, das schmetternde Blech (es kann auch sanft sein), die warmklingende Grundierung im Holz und dann die stürmischen Paukenschlüsse, allem, was in der Musik steckt, kam das von Poschners Feuer und Flamme angesteckte Orchester in höchstem Maße mit größter Präzision nach.

An Überraschungsmomenten fehlte es nicht, auch nicht bei Themenwiederholungen, jede Melodie hatte ihren neuen Klang, der sich in den insgesamt 15 Nummern zwischen der „Zigeunerbaron“-Ouvertüre zum Auftakt und dem Kaiser-Walzer im Programm offenen Ohren öffnete. Ungarisches Temperament oder königlicher Walzer aus Frankreich wechselten das Farbenspiel, wie es das jeweilige Werk verlangte.

Keine Sekunde wurde an Eintönigkeit gedacht wegen der ausschließlichen Strauß-Musik (Vater, Sohn, Enkel). Bewusst wurden etliche Raritäten, sogar Erstaufführungen eingebaut. Es müssen ja nicht immer der Radetzky-Marsch oder der Donauwalzer sein. Auf diesen war dann am Ende doch nicht zu verzichten nach den stürmischen Klatschrhythmen des Publikums, so dass auch noch die „Fledermaus“-Ouvertüre als Zugabe erst die reich beschenkten Besucher verabschiedete. Wann wird wohl einmal die ganze Operette das neue Jahr unter Poschners Leitung einläuten können?

Von Georgina Szeless

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