Jeep Gladiator Overland – „Passeggeri te salutant“

Ave Jeep! Dein Gladiator ist ein wahrhaft imposanter Kämpfer vor dem Herrn!

Nach fast drei Jahrzehnten Abstinenz, kehrte Jeep – mittlerweile im Stellantiskonzern beheimatet – ins Pick-up-Segment zurück. Der Name des 5,591 Meter langen Boliden ist dabei martialisch: Gladiator.

Der Gladiator basiert natürlich auf dem kultigen Jeep Wrangler und verfügt über dessen berühmte „Go anywhere, Do anything“-Gelände-Fähigkeit, wissen die US-Boys. Und fürwahr: Mit dem Gladiator wird selbst Offroad zu Onroad; vermutlich sehr zum Schrecken sämtlicher Förster, Waldbesitzer und Landwirte – denn zu schwieriges Gelände kennt er de facto nicht.

Typenschein

Jeep Gladiator Overland

Preis: ab € 90.620,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 96.520,- unter anderem inklusive Außenfarbe Firecracker Red € 950,- und Ledersitz Paket schwarz € 1950,-; einen Jeep Gladiator (Sport) gibt es ab € 82.065,- NoVA/Steuer: 19 % (Malusbetrag)/ € 2358,72 jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, plus 2 weitere Jahre mit kostenlosem Jeep Care-Paket bis max. 120.000 km, 2 Jahre Lackgarantie, 7 Jahre gegen Durchrostung Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer

Technische Daten: Motor: V6, 24V, Common-Rail, Turbolader, Partikelfilter, 2987 cm³, 194 kW/264 PS bei 3600 U/min, max. Drehmoment 600 Nm bei 1400-2800 U/min Getriebe: Achtgangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 8,6 s Leistungsgewicht: 8,66 kg/PS WLTP-Verbrauch: 9,6 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 10,3 Liter CO2-Ausstoß: 251 g/km Euro 6d

Eckdaten: L/B/H: 5591/1894/1843 mm Radstand: 3488 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2285/2925 kg Ladefläche: 1531/1442 mm (Länge/Breite) Nutzlast: 613 kg Anhängelast gebr./ungebr. 2722/750 kg Tank: 72 Liter (Diesel) Reifen: 4 x 255/70 R18 113T auf 18“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/TPMS Airbags: 6

Geländedaten: Bodenfreiheit: 253 mm Böschungswinkel vorne/hinten: 41°/25° Rampenwinkel: 18,5° Wattiefe: 760 mm

Und natürlich ist er in seinem gesamten Habitus martialisch: Unter anderem erkennbar an der kantigen Linienführung, der wuchtigen Stoßstange, den 253 Millimetern Bodenfreiheit, den mächtigen 18-Zöllern und den breit ausgestellten Radkästen. Bei den Schrägparkern ragt er einen halben Meter bis Meter weiter raus als sämtliche anderen Pkw und mit ihm in eine Garage in irgendeiner Innenstadt zu fahren ist sicherlich abenteuerlicher als die steilste, morastige Bergstraße in den Alpen bei Schneefall.

„Ave Jeep. Passeggeri te salutant“, können die Insassen auf jeden Fall ergriffen flüstern, wenn sich der 2,3-Tonner durch das Gelände walkt und bis zu 76 Zentimeter tiefe Wasserläufe durchwatet. Der Antrieb kann per Wahlhebel auf Hinterradantrieb, automatischen Allrad, permanenten Allradbetrieb sowie Geländeübersetzung umgeschaltet werden.

Auf der anderen Seite: Die schwammige, synthetische Lenkung ist auf der Straße nervig, im Gelände nützlich und schnelle Kurven auf nassem Asphalt mag der Fünfsitzer gar nicht. Jedenfalls wird der nicht sonderlich wendige (aber das ist jetzt keine große Überraschung) Gladiator nicht zum Hindernis auf der Autobahn, denn 177 km/h Spitze sind mehr als ausreichend und mit 130 km/h fährt sich der Jeep auch ganz kommod über die A1 – mit überraschend niedrigem Verbrauch von weniger als neun Litern.

Beim Gladiator werkt übrigens unter der wuchtigen, kantigen Motorhaube ein V6 mit 264 Turbo-Pferden und knapp drei Litern Hubraum. Das Aggregat macht sich akustisch nur unter Volllast deutlich bemerkbar, bei entspannter Fahrweise bekommt man den laufruhigen Selbstzünder nur unterbewusst mit. Klar ist: Stadtverkehr, Autobahn oder enge Serpentinen sind nicht seine erste Wahl und die Parkplatzsuche ist mit dem Gladiator eine Qual. Auf der Habenseite verbucht der Jeep fein dosierbare, standfeste Bremsen sowie eine gute Übersicht. Die Achtgangautomatik ist hingegen nicht sonderlich schnell und nur mittelmäßig abgestuft.

Der Innenraum des Boliden ist rustikal gestaltet und auf größtmöglichen Nutzen ausgerichtet. Auch die Passagiere in der zweiten Reihe genießen nach einer Kletterpartie in den Gladiator jede Menge Platz. Vorne logieren Fahrer und Beifahrer bequem auf beheizbarem Ledergestühl. Die Verarbeitung lässt kaum Wünsche offen, der Materialmix (viel Hartplastik) ist eines gut 95.000-Euro-Autos nicht unbedingt würdig. Immerhin wartet das fast senkrecht stehende Dashboard mit Leder und Doppelziernähten auf.

Der sieben Zoll messende Touchscreen ist für ein Ungetüm dieser Größe nahezu putzig klein. Die Menüführung ist zumindest logisch aufgebaut, auch wenn die Touchbereiche – etwa bei der Adresseingabe – ganz schön schwer zu treffen sind. Wohlgemerkt: Im Gelände rumpelt’s ja des Öfteren. Dafür funktioniert die Sprachsteuerung famos und die Klimaanlage lässt sich noch immer via Drehregler und Knöpfe bedienen.

In der teureren Overland-Linie lässt die Ausstattung keine Wünsche mehr offen: Serienmäßig sind unter anderem Lenkradheizung, Rückfahrkamera, Multifunktions-Lederlenkrad, LED-Scheinwerfer und -Heckleuchten sowie eine nahezu vollständige Assistenzsystempalette.

Fazit

Optisch der auffälligste Pick-up – speziell in der optionalen Außenfarbe Firecracker Red – mit sagenhaften Offroad-Eigenschaften, einer markentypischen martialischen Anmutung und Verarbeitung zu einem stolzen Preis.

Die Zielgruppe, die den Wagen fahrtechnisch ausreizen kann, ist sicherlich begrenzt – nichtsdestoweniger taugt der bombastische Gladiator als Fahrobjekt der Begierde für alle, die noch nicht dem CO2-Shaming verfallen sind.