Ein Fluch, der sich nie verflüchtigt

Melanie Hauptund Bodo Wartke
Melanie Hauptund Bodo Wartke © Gernot Hoersch

Ein Thron, eine mobile Treppe, zwei Personen. Das genügt, um der uralten Geschichte von Ödipus und Antigone ein neues Gesicht zu verpassen, umfassend und detailgetreu. Viele Schichten von Humor tragen die Tragik.

Niemand fehlt aus der Unzahl dies- und jenseitiger Personen. Der Berliner Kabarettist Bodo Wartke gastierte mit Melanie Haupt am Wochenende im Posthof. Samstags mit Ödipus, sonntags mit Antigone. Markenzeichen sind Reime und Wortspiele in Verbindung mit grandiosem Schauspiel und Musik-Einlagen. Nahe liegt Blues, der zu erklärendem Boogie oder in scharfen Diskursen zu Rap mutiert.

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Die Geschichte ist bekannt, die wiederkehrenden Debakel prophezeit das Orakel genervt lasziv, eine der ungezählten Glanzrollen von Haupt. Als Minotaurus in der Geschichte des Theseus hält sie auch den roten Faden der Ariadne. Die Vorstellungskraft des Publikums folgt wie von selbst. Ein Drehen der Kappe genügt für den Wechsel vom Diener zum König.

Bei aller Rasanz wird das Schicksals-, Schuld- und Katastrophengefüge mit Bedacht erzählt. Wenn die beiden Tausendsassas in Geblödel abdriften, bleibt die Erzählung präzise, vielschichtig und ernsthaft witzig.

Atemlose Stille herrscht beim über Jahrtausende diskutierten Dialog zwischen König Kreon und Antigone, „es ist weder nötig, noch geboten, den Toten noch einmal zu töten“ im Diskurs um Macht, Recht und Freiheit. Er mündet im Handumdrehen in Lachsalven, weil Antigone es nicht mag, wenn Ihr Name wie „Antilope“ betont wird. Gebührende Ovationen des hingerissenen Publikums.