Vorsorge kann viel Leid ersparen

Die Linzerin Rösi Repa (79) hat erlebt, was es heißt, an Darmkrebs zu erkranken. Für sie war die Zeit nach der Diagnose vor mittlerweile acht Jahren alles andere als rosig. Statt den geplanten Urlaubsaufenthalt bei ihrer Tochter in Brasilien zu machen, „rückte“ sie ins Linzer Ordens- klinikum Barmherzige Schwestern ein und erlebte eine Hoch- und Tiefschaubahn der Gefühle.

Rösi Repa hat nach einer schweren Darm-Op im Krankenhaus erfahren, dass sie zum ersten Mal Oma wird. Heute hat die 79-Jährige mit ihrer Enkelin Maximilia viel Freude. © privat

Schmerzen im Oberbauch veranlassten Rösi Repa (79) im November 2015 einen Radiologen aufzusuchen, schließlich wollte sie diese abgeklärt haben, bevor sie am 6. Dezember für einen längeren Aufenthalt zu ihrer Tochter nach Brasilien fliegen wollte.

Doch statt Sonne, Strand und Meer zu genießen, musste sie ins Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz „einrücken“, zunächst um eine Lungenentzündung auszukurieren und danach am 30. November eine OP durchführen zu lassen. Denn der Radiologe hatte eine Darmverdickung erkannt und ihr eindringlich zu einer Darmspiegelung geraten. Dafür ist sie ihm heute noch sehr dankbar.

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Bei der Koloskopie wurde ein großer Tumor entdeckt. „Im ersten Schock war ich todunglücklich, dass ich die Reise nicht antreten kann, mehr als dass ich die Dramatik der Erkrankung realisiert hätte“, erzählt Repa im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. Sechs Tage nach dem ersten Eingriff, musste eine Not-Operation erfolgen, weil die Darm-Enden nicht so zusammenwachsen wollten, wie sie sollten. „Ich hatte große Schmerzen, hohes Fieber. An besagtem Sonntag um 16 Uhr wurde ich noch einmal operiert“, so Repa.

Hochschaubahn der Gefühle

„Ich kann mich noch so gut erinnern, als ich am nächsten Tag aufgewacht bin, stand meine Tochter Julia an ihrem Geburtstag an meinem Krankenbett und sagte, dass sie sich ein halbes Jahr beurlauben hat lassen, um sich um mich kümmern zu können. Gleichzeitig eröffneten mir mein Sohn Manuel und meine damals zukünftige Schwiegertochter Laura, dass mein erstes Enkelkind unterwegs ist. Es war eine Hochschaubahn der Gefühle“, schildert die heute mehr als agile Linzerin.

Die Genesung zog sich allerdings ziemlich dahin und die ehemalige Darmkrebs-Patientin hat in der Zeit 20 Kilo abgenommen. Bis Mitte April 2016 musste die Seniorin immer wieder im Ordensklinikum – wo sie sich durch die Behandlung der Ärzte und Betreuung der Pflegekräfte sehr gut aufgehoben fühlte – aufgenommen werden – auch ihren 73. Geburtstag hat sie dort gefeiert: „Das Fest im Aufenthaltsraum habe ich noch in schöner Erinnerung“, sagt sie. Auch ihre Schwestern waren angereist und Freunde gekommen.

Primar Rechberger (r.) bei der Darmuntersuchung mit dem neuen Modul GI Genius ©KH BHS Ried/Hirnschrodt

Neben ihren Kindern waren ihre älteren Schwestern – Gerlinde, die in München lebt, und Ingeborg, die in Wien wohnt – sehr besorgt um Rösi. „Sie haben mich täglich angerufen.“ Ihre Tochter hat vieles gemanagt, sich aufopfernd um die Mutter gekümmert und auch deren beiden Katzen betreut. „Meine Familie hat mir die nötige Kraft und Zuversicht gegeben, den Krebs zu überwinden“, sagt Frau Repa, die bereits im Krankenhaus im Rollstuhl sitzend, das Angebot der Selbsthilfe Darmkrebs in Anspruch genommen und viel Rückhalt auch seitens der OÖ. Krebshilfe erfahren hat.

Heute rät sie jedem, regelmäßig eine Darmspiegelung machen zu lassen und wenn ein Befund kein klares Ergebnis erbracht hat, so wie bei ihr eineinhalb Jahre vor der Erkrankung, dran zu bleiben. Denn Rösi Repa hat erlebt, welche schmerzhaften Folgen eine Darmkrebs-Erkrankung haben kann. Mittlerweile ist sie wieder fit und kann mit ihrer Enkelin Maximilia eine schöne Zeit verbringen. Auch den 2015 verhinderten Brasilien-Aufenthalt hat sie längst mehrfach nachgeholt.

Als sie von der schweren Erkrankung ihrer Mutter hörte, leitete Tochter Julia, die seit mehr als 30 Jahren in Brasilien lebt, alles in die Wege, um sich ein halbes Jahr lang, um Rösi Repa kümmern zu können. An ihrem eigenen Geburtstag stand sie dann am Krankenbett in Linz. ©privat

KI unterstützt bei Vorsorgeuntersuchung

Mittlerweile hat bei dieser Vorsorgeunter- suchung auch bereits die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug gehalten. „Eine spezielle Computer-Software zeigt während der Darmuntersuchung jede noch so kleine Abweichung von der Norm akustisch und bildlich an“, erläutert Darmspezialist Friedrich A. Weiser vom Wiener Medico Chirurgicum. Auch im KH der Barmherzigen Schwestern in Ried unterstützt das neue Modul (GI Genius) die Fachärzte. Es „schaut“ über die Schlauchkamera des Endoskops mit.

„Die Software kontrolliert bei jeder Koloskopie die Bilder aus dem Darm in Echtzeit und markiert verdächtige Schleimhautbereiche: Grüne Kästchen im Live-Bild machen die Untersucher sofort auf solche Stellen aufmerksam. Das ist gerade bei sehr kleinen oder versteckten Veränderungen hilfreich, die auch einem geschulten Auge unter Umständen entgehen könnten“, erklärt Primar Ernst Rechberger, Leiter der Abteilung für Innere Medizin I. So wird die Sicherheit für die Patienten nochmals erhöht: Studien haben gezeigt, dass dank diesem Modul die Entdeckungsrate von Verdachtsarealen, die kleiner als zehn Millimeter sind, deutlich steigt.

Auch multiple Darm-Polypen findet das Modul zuverlässig, und es lernt ständig dazu: Mit einem Update wird es dem „Genius“ bald auch möglich sein, Krebsvorstufen (Adenome) von ähnlichen, aber harmlosen Polypen zu unterscheiden. Für Menschen ab 50 Jahren wird eine Vorsorgekoloskopie im Abstand von sieben bis zehn Jahren empfohlen.

„Da haben wir im Innviertel durchaus noch Luft nach oben“, sagt Rechberger. Er appelliert dringend, diese Möglichkeit wahrzunehmen: „Darmkrebs verursacht anfangs kaum Beschwerden. Wenn Symptome wie Blut im Stuhl auftreten, ist er aber meist schon weit fortgeschritten.“

Von Michaela Ecklbauer

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