BMW i7: Märchenprinz und sportlicher Begleiter zugleich

Die Topvariante der bayerischen Elektroautos ist ein Objekt der Begierde – zum Preis eines kleinen Einfamilienhauses.

Wie singt EAV-Sänger Klaus Eberhartinger in „Märchenprinz“ so treffend? „Mit meinem Nobel-Hobel glüh’ ich auf der Autostrada. Einmal kurz aufs Gas, und schon bin ich dada.“

Nun: Wie ein Märchenprinz kann man sich im BMW i7 M70 xDrive Limousine durchaus fühlen und auf der Autostrada kann man (unerlaubterweise) mit diesem 659-PS-Elektroauto auch 250 km/h fahren.

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Das hat allerdings seinen Preis. Bei 250 km/h ist – vollkommen zu Recht – der Schein (und mittlerweile auch das Auto) weg und mit den 500 Kilometern WLTP-Reichweite wird’s so auch nichts. Und auch der Kaufpreis hat es in sich.

Typenschein

BMW i7 M70 xDrive Limousine

Preis: ab € 167.500,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 228.124,- unter anderem inklusive Individual Interieur mit Exklusivumfängen € 9.228,-, Innovationspaket € 2.208,-, Connoisseur Paket € 2.070,-, Executive Paket € 4.638,-, Executive Lounge Paket € 6.786,-, Two-Tone Lackierung Saphireschwarz metallic € 12.150,-, Automatiktüren € 1.512,- und M Heckspoiler € 354,-; einen BMW i7 gibt es ab € 115.776,- NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich Garantie: 2 Jahre ohne km-Begrenzung, 3 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku Service: laut Bordcomputer oder alle 2 Jahre

Technische Daten: Motor: Synchronmotor, 485 kW/659 PS bei 8.000 U/min, max. Drehmoment 1.015 Nm Getriebe: Eingangautomatik Antrieb: Allradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 3,7 s Leistungsgewicht: 4,09 kg/PS WLTP-Verbrauch: 20,8-23,7 kWh VOLKSBLATT-Testverbrauch: 24,4 kWh

Eckdaten: L/B/H: 5.391/1.950/1.544 mm Radstand: 3.215 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.695/3.250 kg Kofferraum: 500 Liter Akku: 105,7/101,7 kWh brutto/netto Reifen: 4 x 285/35 R21 105Y auf 21“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/DMA/TPMS Airbags: 8

Listenpreis: 167.500 Euro

Serienmäßig kostet der 5,4 Meter lange Fünfsitzer 167.500 Euro. Aber wer sich wirklich als Märchenprinz fühlen will, muss bei der Optionsliste einige Hakerl setzen, die letztendlich ins Geld gehen.

Innovationspaket: 2.208 Euro. Executive Paket: 4.638 Euro. Automatiktüren: 1.512 Euro, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Den Vogel schießt dabei die Two-Tone Lackierung Saphireschwarz metallic um 12.150 Euro ab, die für Märchenprinzen möglicherweise ideal, für das Fußvolk möglicherweise optisch irritierend ist. Letztendlich kostet die Limousine dann gut 228.000 Euro – und da dann ein Haar in der Suppe zu finden, wird wirklich schwer.

Wobei schwer schon eine gute Überleitung ist, denn der 659 PS starke Synchronmotor muss mindestens 2.695 (Leergewicht) bis maximal 3,25 Tonnen (zulässiges Gesamtgewicht) in Schwung bringen. Das ist eine ganze Menge und da hilft jede Menge Drehmoment.

Im Fall des i7 M70 sind das brachiale 1.015 Newtonmeter, weshalb der Fünfsitzer – mit künstlicher Soundunterstützung – von Beginn an mit grandioser Traktion beschleunigt und nach lediglich 3,7 Sekunden die Hundertermarke knackt.

Schnelligkeit ist beim i7 Trumpf. Das bezieht sich nicht nur auf die Spitzen-, sondern auch auf die Ladegeschwindigkeit. Bei der 350-kW-Schnellladesäule dauert das „Betanken“ von null bis 80 Prozent des 105,7 Kilowattstunden großen Lithium-Ionen-Akkus laut Preisliste 38 Minuten. In der Praxis dauert das nur unmerklich länger. Die Spitzengeschwindigkeit bei der Kilowattaufnahme lag bei 200 kW.

Die WLTP-Reichweite (rund 500 Kilometer) sind indessen unrealistisch; gut 400 Kilometer sind – bei moderater Fahrweise und bevorzugt im Ecomodus wohlgemerkt – das Maximum.

Der beinahe überall und bei nahezu jedem Aufmerksamkeit erregende Bayer ist jedenfalls ein sportlicher Geselle im mondänen Gewand. Und freilich hält der i7 jede Menge Annehmlichkeiten bereit.

Der ausklappbare Widescreen

Sie alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, daher nur auszugsweise: Die vermutlich bequemsten Autositze weltweit (selbstverständlich beheizbar), beheizbare Armauflagen, ein beleuchtetes Panoramadach, ein wieselflinkes Infotainmentsystem mit hervorragender Sprachsteuerung, auf Knopfdruck selbstständig öffnende Türen, Digitaldisplays in den hinteren Türen, damit den Fondinsassen, die jede Menge Beinfreiheit genießen, nicht langweilig wird und: einen ausklappbaren, 31-Zoll-Widescreen-Bildschirm für das Kinovergnügen im Fond.

Schwachstellen muss man beim i7 mit der Lupe suchen. Natürlich ist die Serienmitgift für den Preis mau, dass die Sprachsteuerung auf „Hey BMW“ nicht reagiert, ist ebenfalls unverständlich und dass die 1,95 Meter breite Limousine auch nicht sonderlich wendig ist, ist speziell in Parkhäusern oder engen Gassen ein großer Nachteil. Aber vielleicht ist das eh schon Jammen auf höchstem Niveau.

Fazit

Luxus und Fahrspaß pur zum Luxuspreis und ideal für viel fahrende Cineasten. Und ganz Brachiale müssen halt mit dem BMW M5 Vorlieb nehmen.

Von Oliver Koch

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