Abwasser verrät Virengeschehen, bevor Corona-Fälle gemeldet werden

Proben von 30 Kläranlagen werden laufend ausgewertet

Auf die Analyse der 1000. Kläranlagen-Probe an seinem Institut an der Uni Innsbruck konnte Mikrobiologe Heribert Insam kürzlich zurückblicken. Seit April 2020 untersucht ein Forschungsverbund Rückstände des SARS-CoV-2-Erbguts im Abwasser.

Um ein möglichst flächendeckendes und zeitnahes Abschätzen der landesweiten Covid-19-Verbreitung und -Dunkelziffer zu ermöglichen, bräuchte es einen weiteren Ausbau des „Coron-A“-Projektes.

Bis zu zwei bis drei Mal wöchentlich bzw. in den Landeshauptstädten täglich werden an den 30 größten Kläranlagen-Standorten Abwasserproben entnommen entsprechend untersucht.

Zusätzlich wertet seit dem Jahreswechsel das Team um Andreas Bergthaler am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Kläranlagenproben dahin gehend aus, wie hoch der Anteil an Virus-Ergbut ist, das von den neuen Varianten stammt.

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Mittlerweile sind dies pro Woche bis zu 100 Proben. Insgesamt lässt sich damit ein ziemlich vollständiges Bild der Infektionslage in Österreich zeichnen.

Ergebnisse 30 Stunden nach Probenentnahme

Wie viele Genkopien des Coronavirus sich in einem Milliliter Abwasser befinden, ist rund 30 Stunden nach Entnahme klar. Manches sei aber mit Vorsicht zu genießen, denn starke Regenereignisse oder Landwirtschafts- und Industriebetriebe, die ebenfalls in die Anlagen einleiten, bzw. starke Pendlerbewegungen können Ergebnisse verfälschen.

Gibt es aber eine Zunahme in einem Gebiet, sehe man das bereits mehrere Tage, bevor sich im Melderegister (EMS) etwas abzeichnet. In der Rückschau sei man mit den Inzidenz-Schätzungen meistens erstaunlich richtig gelegen, so Insam.

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Die britische Variante könnte vielleicht auch deshalb ansteckender sein, weil mehr Viren ausgeschieden werden. „Uns ist aufgefallen, dass das Abwassersignal im Vergleich zu den Inzidenzen in aktuellen Proben stärker ansteigt als früher“, so der Mikrobiologe.

Damit könnte möglicherweise die Virus- und Varianten-Ausbreitung auch international mitverfolgt werden.

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