Afrikas Milliardäre im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefragt

Unter sengender Sonne stellen Arbeiter in Kano im Norden Nigerias zwei Zelte mit rund 250 Krankenhausbetten auf – in einem leeren Fußballstadion. Hier soll ein Zentrum für Corona-Patienten entstehen, denn Afrikas bevölkerungsreichste Nation bereitet sich auf einen Anstieg der Infektionen mit dem neuartigen Virus vor.

Initiiert hat das Projekt Aliko Dangote, der reichste Mann Afrikas. Gerade in armen afrikanischen Ländern sind Spenden der Superreichen im Kampf gegen die Corona-Pandemie überlebensnotwendig.

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Nigeria ist die größte Volkswirtschaft Afrikas. Hier gibt es eine Handvoll Milliardäre, deren Superjachten vor der Metropole Lagos ankern. Dangote gehört dazu: Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg schätzt sein Vermögen aus dem Beton-Geschäft auf umgerechnet rund 13,8 Milliarden Euro. Doch Nigeria ist auch ein Land gewaltiger Ungleichheit, wo fast die Hälfte der 200 Millionen Einwohner in bitterer Armut lebt und jahrelange Misswirtschaft das Gesundheitssystem zugrunde gerichtet hat.

Jetzt sind diejenigen gefragt, die es in Nigerias rauer Geschäftswelt zu etwas gebracht haben. Sie sollen bei der Bekämpfung einer Krise helfen, die das Land den Warnungen von Experten zufolge überrollen könnte. Ende Februar sagte eine Koalition von rund 50 führenden Unternehmen, angeführt von der Dangote-Stiftung und der nigerianischen Bankengruppe Access Bank, umgerechnet rund 53 Millionen Euro zu.

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„Wenn jeder sein eigenes Ding macht, sorgt das für eine Durcheinander“, meint Zouera Youssoufou, Geschäftsführerin der Dangote-Stiftung. „Also zahlt jeder das ein, was er je nach seiner Größe einbringen kann, und sie können die Ressourcen zusammenlegen.“ So werden vom privaten Sektor sieben Notfall-Isolationszentren in wichtigen Städten gebaut. Auch eine Erhöhung der Testrate sollen die Großspenden ermöglichen – bisher wurden seit Beginn der Pandemie lediglich 7.000 Corona-Tests in Nigeria vorgenommen.

Weltweit versprachen Superreiche wie Bill Gates oder Twitter-Gründer Jack Dorsey große Summen im Kampf gegen die Pandemie. Chinas reichster Mann Jack Ma, Gründer des Online-Händlers Alibaba, schickte mehr als eine Million Test-Kits und Schutzausrüstung nach Afrika.

Bisher wurden auf dem Kontinent zwar lediglich rund 18.500 Coronavirus-Infektionen und knapp 1.000 Todesopfer von den Ländern gemeldet, doch Experten zufolge könnten die tatsächlichen Zahlen sehr viel höher liegen. Unternehmen und Regierungen verstärken daher ihre Spendenaufrufe: In Südafrika sagten der Bergbau-Magnat Patrice Motsepe, die Rupert-Familien vom Remgro Limited Investment Fund und die Familie Oppenheimer vom Diamantenimperium De Beers jeweils rund 49 Millionen Euro im Kampf gegen das Coronavirus zu.

Auf länderübergreifender Ebene kündigte die Afrikanische Entwicklungsbank vergangene Woche zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) zur Unterstützung der afrikanischen Volkswirtschaften an. Und die Afrikanische Union (AU) richtete am 7. April einen Sonderfonds für den Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19 ein, für den die Mitgliedstaaten bisher einen Beitrag von 15,6 Millionen Euro zugesagt haben – 368 Millionen Euro sind anvisiert.

Tony Elumelu, Präsident der United Bank for Africa und einer der reichsten Menschen Nigerias, forderte einen „Marshall-Plan“: „Es ist dringend notwendig, dass afrikanische Regierungen und internationale Partner mit einem Notfall-Konjunkturpaket Covid-19 für den Kontinent helfen.“ Er selbst kündigte einen Beitrag von knapp 13 Millionen Euro an.

Doch nach anonymen Angaben eines AU-Vertreters ist die tatsächliche Kredit- und Spendenbereitschaft verhalten: „Bisher hat sich niemand wirklich beteiligt“, sagt ein hoher Funktionär. „Am schnellsten spenden die Chinesen. (…) Wir würden uns wünschen, dass die afrikanischen Milliardäre diesem Beispiel folgen, aber leider geht es allzu oft nur um den Schein.“

Der AU-Vertreter verweist auf die Hilfszusagen während der Ebola-Epidemie, die von 2014 bis 2016 in Westafrika wütete: „Außer Dangote und Motsepe haben nur sehr wenige Leute das Geld tatsächlich freigegeben.“

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