Alena Mornstajnova: Hana

Mit ihrem dritten Roman „Hana“, der auf wahren Begebenheiten beruht, ist der tschechischen Schriftstellerin Alena Mornstajnova Außergewöhnliches gelungen. Er beginnt mit einer rätselhaften Epidemie, die in einer mährischen Kleinstadt 1954 um sich greift und an die Corona-Pandemie unserer Tage erinnert.

Innerhalb weniger Tage werden viele Bewohner schwer krank und drastische Quarantänemaßnahmen ergriffen. Die neunjährige Mira wird deshalb in kürzester Zeit Vollwaise. Um sie kümmert sich zunächst eine befreundete Familie, was allerdings nicht lange gut geht. Da steht Miras seltsame, spindeldürre, schweigsame Tante Hana vor der Türe. Von der rätselhaften Krankheit genesen, holt sie ihre Nichte zu sich.

Warum sie so seufze, fragt das Mädchen und erhält eine unerwartete Antwort: „Weil ich jetzt nicht mehr sterben kann.“ In der Folge geht das Buch zurück in die 1930er- und 40er-Jahre. Es entwickelt sich eine Familiengeschichte, die eng mit dem Einmarsch der Deutschen in Tschechien und der Verfolgung von Juden verwoben ist.

Mit mehrfachen Zeit- und Perspektivwechseln erzählt Mornstajnova vom Überleben in der Zeit massenhaften Sterbens. Und immer mehr versteht man, warum von Hana nur noch die gespensterhafte Hülle übrig geblieben ist. „Hana“, ein bedrückendes, ein trauriges Buch, das mit einer kleinen Prise Optimismus schließt.

Alena Mornstajnova: Hana. Wieser Verlag, 344 Seiten, 21 Euro

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