Alena Mornstajnova: Stille Jahre

Alena Mornstajnovas Roman „Stille Jahre“ (2019) wurde in Tschechien zum preisgekrönten Bestseller. Ein Buch, in dem sich Zusammenhänge erst allmählich erschließen, der lange Atem aber in jedem Fall belohnt wird.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Vater- und der Tochter-Perspektive erzählt. Svatopluk Zak, Jahrgang 1935, ist ein überzeugter Kommunist und macht Karriere. Die Tochter, die 1980 geborene Bohdana Zakova, mutterlos an der Seite des Vaters aufgewachsen und ohne medizinisch plausiblen Grund verstummt.

Langsam entwickeln sich die beiden tragischen Lebensgeschichten und gewinnen auch Bohdanas verstorbene Mutter, die Pianistin Eva, und die geliebte Stiefmutter Bela Konturen. Und es lichten sich die Nebel, wer jene Blanka war, die als totgeschwiegenes Phantom schwer über der Familiengeschichte zu liegen scheint. In einem erzählerischen Kunstgriff lässt Mornstajnova ab einem gewissen Punkt die Leser schlauer sein als Bohdana.

„Stille Jahre“, zuvor ein düsteres, fast mysteriöses Schicksalsgewebe, gewinnt plötzlich an Fahrt, wird episodenhaft zum Krimi, bekommt tragödienhafte Züge. Für die Familie Žák sind es am Ende nicht nur stille, sondern auch bleierne Jahre, in denen nicht nur politische, sondern auch familiäre Träume auf einem Trümmerhaufen landen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein kleines, stilles Glück.

Alena Mornstajnova: Stille Jahre. Wieser Verlag, 280 Seiten, 21 Euro

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