Allzeithoch bei Asyl als Kraftakt

LR Hattmannsdorfer: „In OÖ werden jetzt die Deutschkurse analysiert“

Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer lässt das Angebot an Deutschkurse in Oberösterreich vom Soziologen Kenan Güngör (l.) analysieren.
Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer lässt das Angebot an Deutschkurse in Oberösterreich vom Soziologen Kenan Güngör (l.) analysieren. © Land OÖ/Stinglmayr

„Deutsch ist der Schlüssel zu unserer Gesellschaft, bewahrt Menschen mit Migrationshintergrund vor Arbeitslosigkeit und schützt vor dem Hängenbleiben im Sozialsystem“, warnt Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer vor Parallelgesellschaften und versichert, die vorhandenen Deutschangebote in OÖ zu untersuchen und weiterzuentwickeln.

Reaktion auf LRH-Kritik

Dazu lässt das Land OÖ jetzt von dem Soziologen und Politikberater Kenan Güngör — er war auch schon bei der Erstellung des Oö. Integrationsleitbildes 2018 dabei — die Deutschkurse für Flüchtlinge analysieren.

Als wesentliche Gründe nennt Hattmannsdorfer, dass einerseits die Migration zu-, die Anzahl der Teilnehmer an Sprachförderpaketen des Landes hingegen abnehme. Außerdem hatte der Landesrechnungshof in seiner Prüfung 2021 die fehlende Messbarkeit der Wirkung von Integrationsmaßnahmen und Förderungen kritisiert.

Im ersten Quartal 2023 sollen Ergebnisse vorliegen, hieß es am Donnerstag. Zuerst will Güngör den Ist-Zustand des Deutschlernangebots in OÖ erheben. Dazu zählen das Erfassen der Angebotsstruktur und Interviews mit Kursanbietern sowie den Lehrenden.

Genauso wichtig sei aber auch, mit den Teilnehmern zu reden und wenn möglich mit jenen Migranten in Kontakt zu kommen, die keine Deutschkurse besuchen. Eines schien schon vorab festzustehen: Das Kursangebot müsse dezentraler werden.

Persönliche Erfahrungen

Dieser Tage habe Hattmannsdorfer in einer Flüchtlingsunterkunft im Mühlviertel mit Syrern „mit Perspektive in Oberösterreich zu bleiben“ diskutiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass sie nur einmal in der Woche einen zweistündigen Sprachkurs in Linz besuchen (können). Damit „werden wir der Verpflichtung als Aufnahmegesellschaft nicht gerecht“, meinte Hattmannsdorfer.

Neben dem aktuellen Kursangebot wird auch eine Analyse des Bedarfs gestartet. Dann sollen die Strukturen entsprechend der Zielgruppen angepasst werden, skizzierte der Soziologe. Als Erfolgsmodell nennt Hattmannsdorfer die „Hallo in OÖ“-Kurse, die zuerst für Flüchtlinge aus der Ukraine angeboten und künftig weiter ausgebaut werden soll.

50.000 Asylanträge

Für Gesamt-Österreich rechnet ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raab mit 50.000 Asylanträgen bis Jahresende, ein Höchstwert der letzten Jahre. Die meisten Anträge kommen nach wie vor von Syrern und Afghanen, zusätzlich unterstütze Österreich 75.000 aus der Ukraine Vertriebene im Rahmen der „Nachbarschaftshilfe“. „All das ist ein Kraftakt, für die Integrationsarbeit, für das Bildungssystem, den Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme. Aber auch für uns als Gesellschaft“, so Raab. Und sie zog am Donnerstag auch Bilanz über fünf Jahre Integrationsgesetz: Seit 2017 seien 800.000 Beratungskontakte durchgeführt und bundesweit einheitliche Deutschkurse geschaffen worden, die von über 90.000 Menschen genutzt wurden.

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