Am Samstag wird ganz Linz zum Klingen gebracht

„Sounding Linz“ oder: Wie die Klangwolke 2020 neu erfunden wird

Klanghörner im Linzer Hafen
Klanghörner im Linzer Hafen © Violetta Wakolbinger

Kirchenglocken, die nach Partitur läuten, Schiffshörner, Bläserklänge von unzähligen Türmen der Stadt. Wenn man am Samstag in Linz ist, wird man in eine besondere Klangkulisse gehüllt. Der 12. September ist der Tag der Klangwolke, die dieses Jahr coronabedingt (fast) völlig neu konzipiert wurde.

Spazierengehen und Ohren spitzen

„Sounding Linz“ lautet das Motto, das die Stadt, wie Brucknerhaus-Chef Dietmar Kerschbaum sagt, „zum Klingen bringt“. Was sonst als Spektakel an und auf der Donau stattfand, geht ganz von der üblichen Massenveranstaltung dort weg und breitet sich über unzählige Klangquellen über die Stadt aus — und via Livestream im Internet: Geboten werden den ganzen Tag lang u. a. Installationen, Performances, Töne, Konzerte. Jeder Besucher vor Ort stellt sein Programm (zu finden unter soundinglinz.at) selbst zusammen oder geht einfach nur spazieren und spitzt die Ohren, wie Komponist Peter Androsch empfiehlt. Er hat das neue Konzept gemeinsam mit den Linzer Künstlern Gitti Vasicek, Wolfgang Dorninger und Sam Auinger entwickelt. Und das Gestalterteam hat auch die Bevölkerung eingeladen, mitzumachen, sich am Sammeln von Lieblingsklängen zu beteiligen. Rund 400 Beiträge sind eingelangt, 1070 Minuten mit Klängen der Stadt sind über einen Stadtplan auf der Sounding Linz-Homepage abrufbar. Mit den für die Klangwolke gesammelten Geräuschen beschäftigt sich übrigens auch ein Forschungsprojekt der Linzer Kunstuni.

Vom Besenballett bis zur Klingelwelle

80 Quadratkilometer werden mit der von der Sparkasse OÖ und der Wiener Städtischen gesponserten Klangwolke am Samstag bespielt. Um sechs Uhr früh wird mit einem der Klangspaziergänge gestartet, nächtens sind es die Geräusche der Fledermäuse, die die letzten Klangwolkenbesucher verabschieden. Dazwischen fegt ein Besenballett klingend verschiedene Plätze in der Stadt, Einsatzfahrzeuge lassen mit ihren Sirenen die Doppler-Sinfonie ertönen, Radfahrer sorgen auf einer vorgegebenen Route für eine Klingelwelle. Pedalritter jeder Alters werden übrigens noch dringend gesucht. Im Stadion ist die bei Fußballspielen übliche Geräuschkulisse als Soundinstallation zu hören. „Performing Architecture“ lotet Echo- und Hall-effekte des Lentos Kunstmuseum musikalisch aus. Orte mit akustischen Besonderheiten in der ganzen Stadt sind mit Klangfahnen markiert.

Zur eigentlichen Klangwolkenzeit zwischen 20 und 21 Uhr sind die Linzer dazu eingeladen — wie schon anno 1979 bei der allerersten Klangwolke — ihre Radios ins offene Fenster zu stellen. Die Klänge der Stadt sollen sich zu einer Sinfonie der Stadt vereinen, die via Livestream unter www.brucknerhaus.at/ klangwolke-livestream oder www.vimeo.co/443325932 verfolgt werden kann. Zur gleichen Zeit beginnen „Klangjuwele“ an verschiedenen Orten zu glänzen. 15 Minuten dauert jedes dieser Events, jedes wird dreimal hintereinander aufgeführt. Den Mariendom erfüllen Sänger, Trommler und Organist mit einer Komposition von Sam Auinger, in der Ursulinenkirche sind, dargeboten vom Ensemble Ars Antiqua Austria, Werke vom Linzer Barock-Komponisten Romanus Weichlein zu hören, im Rosengarten ist Poetry Slam und Rap angesagt. Weil die Besucherzahl wegen Covid-19 begrenzt ist, werden Zählkarten ausgegeben.

Über Radio Fro und DorfTV kann das Klangwolkengeschehen den ganzen Tag über mitverfolgt werden. mel

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