Amor rumort, das Leben will gefeiert werden

„Heimspiel“ im Linzer Posthof: Theater, Musikkabarett und Pop von 26. Jänner bis 5. März

Eine Hymne auf das Leben, auf das Hochrappeln, auf eine unglaublich tolle Frau und Künstlerin. Gabriele Deutsch zelebriert am 26. und 27. Jänner eine Hommage an Hildegard Knef: „So oder so“.
Eine Hymne auf das Leben, auf das Hochrappeln, auf eine unglaublich tolle Frau und Künstlerin. Gabriele Deutsch zelebriert am 26. und 27. Jänner eine Hommage an Hildegard Knef: „So oder so“. © Manfred Baumann

Der Blonde Engel, bürgerlich Felix Schobesberger, bringt die Misere der Bühnenkünstler witzig auf den Punkt: „Momentan is es eh Usus, dass ma scho amoi do gewesn warat.“

Verschiebungen und Absagen wegen – Vorsicht, C-Wort, wer kann´s noch hören? – Corona. Der Linzer Posthof hat trotzdem wieder ein sehens- und hörenswertes „Heimspiel“-Programm auf die Beine gestellt.

Eine, der die Lockdowns besonders arg ins Handwerk pfuschten: Gabriele Deutsch. Sechs Premieren musste die Linzer Schauspielerin bisher sausen lassen, am 26. Jänner sollten sich die Theatergötter (selbstredend auch -göttinen) gnädig zeigen.

An diesem Tag (Folgetermin am 27.) hievt Deutsch ihr „Herzensprojekt“ auf die Bühne, eine Hommage an die deutsche Filmlegende Hildegard Knef, betitelt „So oder so“.

Der lange „Entzug“, das Brennen auf den Auftritt – bei der „Heimspiel“-Präsentation am Dienstag im Posthof sprudelte es geradezu aus Gabriele Deutsch heraus: „Ein Leben, das für drei reichen würde“, dazu der Knef´sche Humor, ihre stete Lakonie.

Hübsche Verquickung mit Deutschs eigener Biografie, in den 1950-ern erkämpfte sich ihre Mutter ein Schauspieler-Dasein. Daheim die Knef-Schallplatten, „ich habe von ihr gelernt, das Leben zu leben, das man sich wirklich wünscht“.

Lehrmeister Beckett

Das eigene Leben leben? Ein Lehrmeister dieser Disziplin, wenn auch ein strenger, oft sogar einer ohne Hoffnung, ist Samuel Beckett. Verena Koch und Franz Huber loten am 14. und 15. Februar in Becketts „Glückliche Tage“ eine in die Jahre gekommene Beziehung aus.

Die Kritik feierte das Schauspielduo, auch Posthof-Chef Wilfried Steiner – von ihm als Autor erscheint im März der Roman „Schöne Ungeheuer“ – gerät ins Schwärmen. Becketts Texte lohnten ein geradezu „archäologisches Schürfen, dann treten tolle Dinge zutage“. Winnie, die Heldin in „Glückliche Tage“, wohl auch eine Schwester im Geiste Hildegard Knefs. „Sinnbildlich für den Überlebenswillen der Menschen“, sagt Steiner.

Ist´s Literatur, Lebensanleitung, Sprachmusik? Die Genres verschwimmen (war Beckett ein tragischer oder komischer Autor? Ähnliche Fragestellung wie bei Kafka!). Prachtexemplare dieser Uneindeutigkeit sind die Herren von der „Gesangskapelle Hermann“. Pop oder volksmusikalischer Schöngesang, bodenständiger Dialekt prallt zwerchfellerschütternd auf sarkastisch-bissige Höhenflüge. Hits aus zehn Jahren und neue Songs, das Vokalensemble mit stark oberösterreichischem Anteil wird am 28. Jänner mit einer „Jubiläumsrevue“ becircen.

Der Frauenenanteil beim „Heimspiel“ hoch, die Frauen mitnichten immer lieb und brav. Zu erleben am 25. Februar, wenn das Duo Kirsch und Kern, Doris Kirschhofer und Sigrid Gerlach, sein neues Programm „Amor rumort“ zeigt. Außergewöhnliche Stimmen, zwei Akkordeons und eine Maultrommel, als Extrazuckerl betörender Obertongesang. „Melancholisch verspielt, frech, tiefgründig und zärtlich“, verspricht Doris Kirschhofer.

Zu den Damen Kirsch & Kern passend eine VOLKSBLATT-Empfehlung von Herzen: Die famosen Kärntner Zwillingsschwestern RaDeschnig drücken am 29. Jänner „Doppelklick“. Tabu- und respektloser Humor mit gepfefferten Dialogen („Hoit die Pappn!“), die auf eine unanständige Kinderstube schließen lassen. Herrlich! Und schön singen können Birgit & Nicole Radeschnig auch noch.

Popgötter Pink Floyd

Musik! Dargeboten quasi von einer All-Stars-Formation der Landeshauptstadt. Andie Gabauer und Richi Koch sind Frontmänner von „The Tribute“, am 29. Jänner feiern sie die britischen Popgötter Pink Floyd in einem – damit kann fix gerechnet werden – furiosen Konzert ab.

Von „Dark Side of the Moon“ bis „Animals“, ein echter Leckerbissen. Gemütlicher, um nicht zu sagen: lässiger, wird´s am 22. Februar die „Familie Lässig“ angehen. Spitzen der Wiener Kabarett- und Popszene, vereint auf ihrem neuen Album „Eine heile Welt“. Rocken und Spaß haben! Das Heimspiel-Finale gehört schließlich dem Blonden Engel. Der Linzer Singer/Songwriter gastiert am 5. März, vorab sang er vor der Journalistenmeute im Posthof sein neues Lied „Schenste schiache Gegend“. Liebeserklärung an die Hafengegend rund um den Posthof, feinstens beobachtet.pia

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