Andrej Platonow: Die glückliche Moskwa + Dshan

Wer Freude an Sprachwitz im verblüffenden Wechsel zwischen Komik und tiefem Ernst hat, sollte sich Andrej Platonow auf keinen Fall entgehen lassen. „Sambikins Eingeweide gluckerten vom Krach seiner erhabenen Erfindungen“, schreibt der russische Autor über einen jungen Chirurgen im Moskau der frühen 30er-Jahre.

Sambikin will seinen Beitrag zum Aufbau des Sozialismus steigern. Zugleich aber erfüllt ihn noch unabweisbarer der brennende Wunsch nach körperlicher Vereinigung mit Moskwa Tschesnowa, der für alle Männer unwiderstehlich anziehenden, aber selbst auf das Leben viel umfassender unstillbar neugierigen Titelfigur des vorletzten Romans von Platonow.

Mit „Die glückliche Moskwa“ setzt der Suhrkamp Verlag die Neuvorstellung dieses genialen Wortkünstlers, prophetisch klaren Darstellers und dabei gläubigen Anhängers einer pervers gescheiterten Revolution fort. Fast gleichzeitig bringt nun der kleine Berliner Quintus-Verlag erstmals in deutscher Übersetzung den 1935 unmittelbar nach dem Moskwa-Roman von Platonow in Angriff genommenen Roman „Dshan“ zusammen mit Essays, Briefen und kürzeren Prosatexten heraus.

Herauszuheben ist für beide Bücher die editorische Leistung. Dem unvollendeten Haupttext von „Die glückliche Moskwa“ angefügt sind vier alternative Romananfänge sowie Erläuterungen zu Buch und Autor.

Andrej Platonow: Die glückliche Moskwa. Aus dem Russischen von Lola Debüser und Renate Reschke, Suhrkamp Verlag, 222 S., 24,60 Euro; Andrej Platonow: Dshan oder die erste sozialistische Tragödie. Aus dem Russischen und herausgegeben von Michael Leetz, Quintus Verlag, 376 S., 25,70 Euro

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