Arbeit mit Mehrwert

Die Integrative Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung bei Unternehmen, Vereinen oder Privatpersonen ist ein „wichtiger Schritt in Richtung Inklusion“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Gerhard Scheinast. Die Jet-Tankstelle in Timelkam und Möbelix in Vöcklabruck haben bereits eine erfolgreiche Kooperation mit der Lebenshilfe und Arbeitsplätze mit Mehrwert geschaffen.

Durch die Beschäftigung von Jürgen Lebersorger bei der Jet-Tankstelle verbesserte sich dort das Arbeitsklima. © Lebenshilfe OÖ

„Das Arbeitsklima ist besser geworden“, erzählt Unternehmer Wolfgang Labmayer über die positiven Veränderungen seit der Beschäftigung von Jürgen Lebersorger in seinem Betrieb. Lebersorger, der von der Werkstätte Regau der Lebenshilfe OÖ kommt, arbeitet seit einigen Monaten in Form der Integrativen Beschäftigung in der Jet-Tankstelle in Timelkam mit.

„Wir begleiten und unterstützen Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung zur Selbstbestimmung, daher ist die Integrative Beschäftigung so ein wichtiges Instrument“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Gerhard Scheinast. Sie können dabei neue Kontakte knüpfen und ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten zum Einsatz bringen.

Ansprechpartner für Unternehmen

Die Lebenshilfe OÖ trat Anfang der 1980er-Jahre mit Unternehmen in Kontakt, seit 2012 wurde diese Beschäftigungsform stark forciert. Mit Manuela Koch gibt es seit 2019 eine Zuständige für die Firmen in der Region Vöcklabruck.

Die gelernte Köchin hat ein Gastro-Unternehmen aufgebaut und einige Jahre geführt. Durch ihre Tätigkeit als Ausbildnerin für sozialschwache Jugendliche kam sie mit dem Sozialbereich in Berührung und sattelte mit 51 Jahren beruflich noch einmal um. Sie machte die Ausbildung zur diplomierten Fachsozialbetreuerin Behindertenbegleitung und ist jetzt Ansprechpartnerin für die Unternehmen.

Die Kooperation wird mit jedem Unternehmen individuell vereinbart, Tätigkeitsfeld, Abgeltung der Leistung sowie Beschäftigungszeiten flexibel fixiert. Rund 400 Personen sind aktuell bei mehr als 100 Kooperationspartnern der Lebenshilfe in ganz Oberösterreich beschäftigt – davon rund 50 Personen in der Region Vöcklabruck. Sie arbeiten von einem halben bis zu fünf Tage pro Woche in unterschiedlichem Stundenausmaß bei den Unternehmen – bei einem Großteil handelt es sich aber um tage- bzw. stundenweise Tätigkeiten.

Jede Integrative Beschäftigung wird mit vielen Gesprächen und Schnuppertagen gut vorbereitet und Manuela Koch steht bei etwaigen Herausforderungen jederzeit als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie erlebt immer wieder, dass Menschen mit Beeinträchtigung zu wenig zugetraut wird. „Menschen mit Beeinträchtigung haben ganz viele unterschiedliche Fähigkeiten und können durch den richtigen Einsatz eine große Bereicherung für die Arbeitswelt sein.

„Das Schöne an meinen Job ist, es mitzuerleben, wie sie sich weiterentwickeln“, sagt Koch und nennt als Beispiel Johannes Meisinger. Der Beschäftigte aus der Werkstätte Regau arbeitet seit einem guten halben Jahr wöchentlich zwei Vormittage im Möbelix-Lager Vöcklabruck. Sein Aufgabenbereich wurde langsam gesteigert. „Beim Aufbau von Möbeln hat er mit den ganz kleinen begonnen, jetzt stellt er bereits Tische zusammen“, so Koch.

Win-Win-Situation

Jürgen Lebersorger ist „mittlerweile eine stabile Kraft im Dienstplan und wertvolle Unterstützung für seine acht Kollegen“, bei der Jet-Tankstelle. Sein Chef hat ihn zu Beginn alle Aufgaben ausprobieren lassen und und damit seine Stärken und Fähigkeiten herausgefunden.

„Ich habe mir gedacht, wenn es Menschen gibt, die gerne arbeiten möchten, dann ist das jedenfalls einen Versuch wert“, schildert Labmayer: „Es wissen jetzt alle im Team, dass seine Konzentration bei der Durchführung von längeren, gleichbleibenden Tätigkeiten nachlässt. Daher bekommt er rechtzeitig eine neue Aufgabe, wenn man merkt, dass er an seine Grenzen kommt. Hoppalas gehören dazu. „Von Jürgen habe ich aber noch nie gehört, dass ihn die Arbeit nicht freut – solch eine Motivation ist ansteckend und hebt die Stimmung im Team.“

Labmayer war es ganz wichtig, Lebersorger gleich wie alle seine anderen Mitarbeiter zu behandeln und die gleichen Arbeiten verrichten zu lassen: „Diese Wertschätzung, die wir dem Jürgen entgegenbringen, die bekommen wir von ihm auch retour und das ist ein extrem schönes Gefühl.“

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