AstraZeneca wird erneut analysiert

Mediziner für weiteren Einsatz des Impfstoffs: „Nutzen überwiegt die Risiken“

Im Zusammenhang mit seltenen Fällen von Hirnthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung plant die Europäische Arzneimittelbehörde EMA nun eine Analyse zu Risiken und Nutzen des Corona-Impfstoffs, teilte die Behörde in Amsterdam mit.

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Überprüft werden sollen Daten zu Impfungen und zum Verlauf der Pandemie wie Infektionsraten, Aufnahmen in Spitäler, Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit. Die Analyse soll Entscheidungshilfe für nationale Gesundheitsbehörden zur Einschätzung der Risiken des Präparats im Vergleich zu den Vorzügen sein.

Trotz seltener Fälle von Hirnvenenthrombosen gibt die EMA bisher uneingeschränkt grünes Licht für den Wirkstoff. Die Vorteile des Schutzes vor Covid-19 seien höher zu bewerten. Italien meldete am Donnerstag bei neun Millionen Impfungen vier Todesfälle und 36 schwere Nebenwirkungen pro 100.000 Impfungen.

Empfehlung zu J&J wird nächste Woche erwartet

Die EMA treibt auch ihre Untersuchung zum Impfstoff von Johnson & Johnson (J&J) voran. Der US-Hersteller hatte – wie berichtet – nach Thrombose-Fällen am Dienstag den Marktstart in Europa verzögert und arbeitet nun mit Experten und Gesundheitsbehörden an der Untersuchung der Fälle.

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Mit einer EMA-Empfehlung dieses Vakzins wird in der nächsten Woche gerechnet, die Behörde hatte den J&J-Impfstoff am 11. März zugelassen und sei „weiterhin überzeugt, dass die Vorteile die Risiken des Impfstoffs überwiegen“.

Während Frankreich an AstraZeneca und J&J festhält, hat Dänemark den AstraZeneca-Impfstoff völlig ausgesetzt. Um die Dänischen Impfdosen will sich nun Litauen bemühen, unklar ist aber noch, ob dies nach den EU-Beschaffungsregeln überhaupt möglich ist.

Österreich ist der EMA-Empfehlung bezüglich AstraZeneca gefolgt und impft damit weiter, die erste geringe J&J-Lieferung wurde noch nicht eingesetzt. Neben Österreich setzen auch die Niederlande, Schweden, Dänemark und Italien das Vakzin von J&J vorerst aus.

Indes betont der Entwickler des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V, dass sein Vakzin keine Blutgerinnsel verursache. Es beruht aber wie jene von J&J und AstraZeneca auf einer Vektorbasis.

„Eine umfassende Analyse der unerwünschten Ereignisse während der klinischen Studien und im Verlauf der Massenimpfungen mit dem Sputnik-V-Impfstoff ergab, dass es keine Fälle von Hirnvenen- und Sinusthrombosen gab“, erklärte das staatliche Gamaleja-Zentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie, das den Impfstoff entwickelt hatte. Sputnik V ist in Europa noch nicht zugelassen.

Nutzen-Risiko-Analyse spricht für AstraZeneca

Der österreichische Virologe und Impfstoff-Forscher Florian Krammer vom Mount Sinai Hospital in New York sagte Mittwochabend in der ZiB2, dass es einen Zusammenhang mit einer Sinusthrombose gebe, aber die Thrombose-Rate sehr gering sei.

„Wenn man eine Nutzen-Risiko-Analyse macht, dann sollte man den Impfstoff weiter verwenden. Angesichts der Situation auf den Intensivstationen und der schweren Corona-Fälle, kann man den AstraZeneca-Impstoff als relativ sicher einschätzen und empfehlen, ihn weiterzuverwenden“, sagt Krammer.

Er selbst würde sich sofort mit AstraZeneca impfen lassen und nicht länger auf einen anderen Impfstoff warten. Kramer sprach sich aber auch klar dagegen aus, den russischen Impfstoff Sputnik ohne EMA-Zulassung einzusetzen.

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