Meinung

von Manfred Maurer

Atombombensicher

Kommentar zu Putins Feldzug.

In das Mitgefühl und die Bewunderung für den ukrainischen David mischt sich bisweilen der Ruf nach einem militärischen Engagement des Westens. Moralisch ist klar: Die freie Welt müsste Putins verbrecherischen Feldzug notfalls auch mit Waffengewalt stoppen. Wenn aber heute wieder – wie vor 80 Jahren – darüber diskutiert werden muss, wie ein außer Kontrolle geratener Despot gestoppt werden könnte, geht das nicht ohne Bedachtnahme auf die nukleare Dimension.

Es ist der eigentliche Fluch der Atombombe, dass sie den quasi unangreifbar macht, der sie besitzt. Wladimir Putin spielt — ethisch-moralisch völlig enthemmt — diesen Trumpf gerade eiskalt aus.

Die Ukrainer werden den 5. Dezember 1994 schon verflucht haben. Jenen Tag, an dem sie das Budapester Memorandum zur Übergabe der sowjetischen Atomraketen an Russland unterschrieben haben. Die Ukraine hatte damals das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt. Als Gegenleistung bekam sie von Moskau die Garantie ihrer territorialen Integrität. Die Atomwaffen wären ein besserer Garant gewesen…

Insofern ist Putins Amoklauf auch ein Schlag gegen Österreichs Kampf für eine atomwaffenfreie Welt. Denn kein Land, das bedroht wird, kein Diktator, der um seine Macht fürchtet, wird so deppert sein und auf das Paradoxon dieser lebensgefährlichen Lebensversicherung verzichten.

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