Auch in der Politik schadet Segen Gottes nicht

ÖVP-Klub begann heuriges Arbeitsjahr erneut mit einer Wallfahrt, diesmal auf den Sonntagberg

In St. Leonhard eröffnete der Bischofskonferenz-Generalsekretär Schipka die Wallfahrt mit einem Gebet und einem Segen.
In St. Leonhard eröffnete der Bischofskonferenz-Generalsekretär Schipka die Wallfahrt mit einem Gebet und einem Segen. © kathpress / Paul Wuthe

Mit einer ersten Debatte über sechs Volksbegehren beendet der Nationalrat am Mittwoch die Sommerpause. Bevor es mit der Herbstarbeit so richtig losgeht, holte sich die ÖVP-Fraktion am Montag noch den Segen von oben.

Pilgerte man im Vorjahr nach Mariazell, war heuer die Basilika Sonntagberg das Ziel der Klub-Wallfahrt. Für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka — er kommt aus dem benachbarten Waidhofen an der Ybbs — quasi ein Heimspiel.

„Das erste Mal war ich 1960 hier, seither jedes Jahr ein paar Mal“, so der Präsident zum VOLKSBLATT. Sobotka ist nebenbei auch Obmann des Vereins „Basilika Sonntagberg“, der derzeit Spenden für die Generalsanierung sammelt. Und Sobotka wird in Kürze erneut am Sonntagberg sein, am 8. und 9. Oktober wird er nämlich sein Waidhofner Kammerorchester in der Basilika dirigieren.

Nächstes Ziel St. Wolfgang

Für Klubobmann August Wöginger ist die Wallfahrt ein Zeichen, dass man auch als Politiker die Hilfe des Herrgotts gut brauchen könne. Besonderer Überzeugungsarbeit in eigenen Reihen zur Teilnahme an der Wallfahrt habe es nicht bedurft, so der Klubobmann zur Kathpress.

„Die Abgeordneten gehen gerne mit, auch aus Überzeugung. Sie sind oftmals auch privat und persönlich stark verwurzelt in ihren Pfarrgemeinden.“ Eine Fortsetzung der 2021 begonnenen Tradition der ÖVP-Wallfahrt sei für September 2023 bereits fix eingeplant. „So lange ich Klubobmann bleibe, werden wir in den politischen Herbst mit einer Wallfahrt starten“, verspricht Wöginger, voraussichtlich wird es nächstes Jahr nach Oberösterreich gehen — konkret nach St. Wolfgang.

Die Politik sei bestrebt, den Menschen zu helfen, weshalb bei der Wallfahrt die „Bitten und Sorgen der Bevölkerung“ vorgetragen würden — und zwar insbesondere „die Teuerung und Inflation, die Angst vor dem Krieg, der bevorstehende Winter und die Energiekrise“, so Wöginger. Und für Sobotka ist eine gemeinsame Wallfahrt auch ein Zeichen, dass man nicht alles alleine schaffen kann.

Das Wetter machte es diesmal den Wallfahrern allerdings nicht einfach, immer wieder regnete es heftig, dazu kam der Wind. „Aber den Gegenwind sind wir in der ÖVP mittlerweile gewohnt“, so Wöginger, zum Glück sei die ÖVP aber wie eine Eiche gut verwurzelt und daher nicht leicht umzuschmeißen.

„Höchstpersönlich“, aber keine „Privatsache“

Bei der Wallfahrtskirche schien aber wieder die Sonne und von außen glänzte auch die Basilika, innen ist die Renovierung allerdings noch nicht abgeschlossen. Seit acht Jahren arbeite man schon an der Renovierung, aber es koste viel Geld, rührte Sobotka gleich die Werbetrommel.

Beim Gottesdienst dankte Schipka in seiner Predigt allen, „die nicht nur in der Öffentlichkeit von christlichen Werten reden, sondern deren persönliches Leben vom Glauben geprägt ist“. Der religiöse Glaube eines christlichen Politikers sei zwar etwas „Höchstpersönliches“, dabei aber dennoch keine Privatsache, sondern „Quelle für das Handeln in der Öffentlichkeit“ und somit auch „Teil der Öffentlichkeit“, zu deren Veränderung er fähig sei.

Weiters ging Schipka auf die heikle Frage nach dem „ausgewogenen Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit“ ein. Um dem allgemeinen Wunsch nach Transparenz nachzukommen, müsse und solle man nicht das gesamte Leben einer öffentlichen Person — „bis hin zu sogar privaten SMS und E-Mails“ — in die Öffentlichkeit zerren. Als Vorbild für das „richtige Maß“ zwischen privatem und öffentlichem Leben bezeichnete Schipka Queen Elizabeth II., deren Begräbnis zeitgleich in London begangen wurde.

Obwohl sie zeitlebens unter medialer Beobachtung stand, habe sie einen „geschützten Bereich“ für sich und ihre engsten Bezugspersonen gewahrt. Dass ihr dies gelungen sei und sie in keine Skandale verwickelt wurde, führte Schipka darauf zurück, „dass sie auch im privaten Bereich so gehandelt hat, als ob dies auch öffentlich werden würde“. Maßgeblich für ein solches Vorgehen sei, „die gedachte Öffentlichkeit zum Maßstab für mein privates Handeln zu machen“.

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