„Auch vom Lehrling lernt man“

Oberösterreichs bester Koch Lukas Nagl geht mit den Kindern schon mal auf eine Pizza

In Traunkirchen kann man nicht nur den Traunsee genießen, sondern auch die Kochkunst von Lukas Nagl im Bootshaus.
In Traunkirchen kann man nicht nur den Traunsee genießen, sondern auch die Kochkunst von Lukas Nagl im Bootshaus. © Hörmandinger

VOLKSBLATT: Sie führen seit Jahren die Hitliste der oberösterreichischen Köche an. Ist das für Sie mehr Ansporn oder eher Belastung, den hohen Erwartungen zu genügen?

NAGL: Das ist für mich keine Belastung, denn Kochen macht mir große Freude, mein Hobby ist auch mein Beruf. Schlaflose Nächte habe ich nur, wenn meine Kinder krank sind.

Gibt es für Sie Ziele als Koch, die Sie noch nicht erreicht haben?

Ich bin seit zehn Jahren Küchenchef im Bootshaus. Vier Hauben sind großartig und ein Ansporn und eine Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.

Würde Sie der Schritt in die Selbstständigkeit reizen oder ist das Kaufmännische weniger Ihre Sache?

Ich habe eine Firma im Lebensmittelbereich, aber ein Restaurant will ich nicht eröffnen. Dazu bräuchte man eine Familie im Hintergrund. Im Bootshaus gibt es eine gute Aufgabenteilung mit der Familie Gröller. Ich kann mir gut vorstellen, hier bis zur Pension zu bleiben.

Was halten Sie von den diversen Kochshows im Fernsehen, die wie Schwammerl aus dem Boden geschossen sind?

Kochshows sind grundsätzlich eine gute Sache. Man kann damit auch viel Gutes tun wie kürzlich Spenden sammeln für die Ukrainehilfe oder das Ernährungsverhalten positiv beeinflussen.

Was macht für Sie einen guten Koch aus und gibt es auf Ihrem Level noch Vorbilder, von denen Sie etwas lernen können?

Man lernt grundsätzlich nie aus und kann sogar von einem Koch-Lehrling etwas lernen.

Gutes Essen setzt neben der Zubereitung gute Lebensmittel voraus. Hat sich in Sachen Bio und Regionalität in den vergangenen Jahren bei uns genügend getan?

Ja, an erster Stelle muss die Qualität stehen. Ich würde mir aber mehr Innovationen wünschen. Wir machen im Bootshaus zum Beispiel eine Sojasauce aus Kürbiskernen.

Der Stellenwert von gutem Essen ist gestiegen, andererseits hat Fast Food und Coffee to go bei uns Einzug gehalten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Man darf sich der Realität nicht verschließen, die Menschen sind beruflich eingespannt und haben einfach nicht die Zeit, jeden Tag für die Familie zu kochen. Ein Burger ist nichts Verwerfliches, ich esse ihn auch manchmal gerne.

Manche reduzieren aus gesundheitlichen, manche aus ethischen Gründen ihren Fleischkonsum. Spürt man dieses Verhalten bei den Kunden im Bootshaus?

Bei uns gibt es immer nur ein Stück Fleisch beim Menü, dabei handelt es sich oft um Wild aus der Region oder Lamm quasi vom Nachbarn. Wir bieten so oft wie möglich auch Wildfangfisch an.

Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht Wein als Speisenbegleiter?

Man sollte sich nicht nur auf Wein versteifen. Ich trinke etwa gerne einen Aperitiv. Im Bootshaus bieten wir selbst gemachten Kefir, Kombucha und Eistee an.

Es gibt in Europa Restaurants, die Insekten verkochen. Könnten Sich sich das vorstellen?

Ich glaube nicht, dass sich dies durchsetzen wird. Aber in der Lebensmittelindustrie kann ich mir schon vorstellen, dass bei bestimmten Produkten Proteine in Form von Insekten zugesetzt werden.

Wohin gehen Sie privat gerne Essen bzw. was kochen Sie gerne für sich selbst bzw. ihre Lieben?

Mit unseren drei Kindern gehen wir auch gerne mal in eine Pizzeria oder zu einem bodenständigen Wirt. Zuhause in unserem Drei-Generationen-Wohnhaus koche ich gemeinsam mit meiner Mutter einfach und reduziert.

Wünschen Sie sich, dass eines Ihrer Kinder Ihnen nacheifert und auch Koch wird?

Ich wünsche mir vor allem, dass sie glücklich werden und ihren eigenen Weg gehen.

Sollten Sie einmal die Lust am Kochen verlieren, was würden Sie dann gerne machen?

Ich habe gerne mit der Natur zu tun und erzeuge mit Vorliebe Lebensmittel. Mein großer Wunsch wäre, dass für die Kinder in den Schulen besser und frischer gekocht würde. Dazu muss man aber mehr Geld ausgeben.

Mit Bootshaus-Küchenchef LUKAS NAGL sprach Heinz Wernitznig

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