Balsam für die Fußballer-Seele

Eine Reportage über das erste Nachwuchstraining mit Corona-Regeln der Union Pichling

Bei perfekten Bedingungen frönten die Burschen der DSG Union Pichling endlich wieder ihrer großen Leidenschaft. © Gaigg

Raus aus dem Auto, Trainingstasche umgehängt, Eingangstor aufgesperrt und da dringt auch schon die altbekannte Sportplatzluft in die Nase. Endlich.

Nach elf langen Wochen, in denen die liebste Freizeitbeschäftigung der Corona-Pandemie weichen musste, ist die Rückkehr auf die Sportanlage für Fußball-Nachwuchstrainer wie den Autor dieser Zeilen ein ergreifender Moment. Sogar ein bisschen Gänsehaut lässt sich nicht leugnen. Alte Liebe rostet eben nicht.

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„Immer Abstand halten!“

Mit jedem Schritt Richtung Trainingsfeld wächst die Vorfreude auf die erste Einheit mit der U14 der DSG Union Pichling, die ob strenger Vorschriften und Abstandsregel noch akribischere Vorbereitung erforderte: Tagsüber Urlaub genommen, lange vor Beginn auf dem Platz, um mit dem Co-Trainer aufzubauen. Zu Beginn ist nur eine Trainingseinheit in der Woche vorgesehen, da gilt es, die Zeit noch besser zu nutzen. „Immer brav Abstand halten!“, erinnert der Obmann währenddessen noch einmal.

Zwischendurch meldet sich die Stimme der Ungewissheit. Wie nehmen die Spieler die Regelungen an? Wurden alle Vorkehrungen getroffen? Wissend, dass wir Argusaugen ausgesetzt sind, zumal wir gemeinsam mit der U15 als erstes Nachwuchsteam wieder starten dürfen.

Kein Händeschütteln, kein auf den Boden spucken

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Dann der nächste freudige Moment: das Wiedersehen mit den Spielern. Sofort verfliegen sämtliche Restzweifel an diesem herrlichen Frühsommertag. 15 Kicker warten umgezogen am Parkplatz, alle halten sich vorbildlich an die Abstandsregel. Die wurde vorab in einer Videokonferenz ebenso besprochen, wie viele andere Vorschriften: Torleute sollen nicht in die Handschuhe spucken, verschwitzte Überziehleibchen nicht weitergegeben werden, Kabine und Kantine bleiben zu. Händeschütteln, sonst Pflicht, ist nun verboten, Abklatschen auch, das bei Fußballern beliebte auf den Boden spucken sowieso. Ja, so manches könnte man sogar beibehalten.

Die Freude auf die erste Einheit seit Mitte März sticht dennoch ins Auge. Das Feuer brennt bei allen, das Virus hat mit dem Abbruch der Meisterschaft und Absagen von geplanten Highlights wie Turnieren am Gardasee und in Klagenfurt lange genug den Ton angegeben.

Noch ein paar Worte an die Mannschaft gerichtet, die unterschriebenen Einverständniserklärungen eingesammelt, dann geht’s los. Das Team wird in zwei Gruppen aufgeteilt, die ersten Übungen starten überpünktlich. Auf herrlichem Rasen übrigens, der als wohl einziger Nutznießer der Krise perfekte Voraussetzungen bietet.

Trainer muss wegräumen

„Spiel! Schieß! Hier!“, — die Spieler sind mit voller Begeisterung dabei. Technik, jede Menge Torabschlüsse und Spiele mit abgetrennten Zonen, um Zweikämpfe zu verhindern, stehen am Programm. Die Zauberworte „Abstand halten“ sind dabei ob toller Disziplin nur vereinzelt nötig. Die Zeit vergeht wie im Flug. „Was, schon aus?“, tönt es nach 90 Minuten aus enttäuschten Kehlen, zumal das beliebte Abschlussmatch wegfällt. Während die Spieler dann aber doch zufrieden heimschlendern, müssen die Trainer abbauen. Auch das gehört zu den neuen Regeln.

Fazit

Der Fußball ist zurück, das ist Balsam für die Seele. Eines lässt sich trotzdem nicht vertreiben: die Sehnsucht nach voller Normalität.

Von Christoph Gaigg

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