„Beckmanns gibt es auch heute“

Am 14. Oktober feiert „Draußen vor der Tür“ im Linzer Phönix Premiere

Martin Brunnemannals Kriegsheimkehrer Beckmann.
Martin Brunnemannals Kriegsheimkehrer Beckmann. © Helmut Walter

Eines Klassikers der Nachkriegszeit nimmt sich das Linzer Theater Phönix an: Am 14. Oktober feiert „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert in der Regie von Caroline Ghanipour Premiere.

Der 25-jährige Wolfgang Borchert schrieb das Stück im Spätherbst 1946 in wenigen Tagen. Es erzählt die Geschichte des Unteroffiziers Beckmann, der eben erst aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist und alles verloren hat: Seine Frau hat einen anderen, sein Kind ist tot, seine Gesundheit ruiniert, er hat Hunger und friert.

Die Elbe spuckt die „Rotznase von einem Selbstmörder“ aber wieder aus. Und so irrt Beckmann, getrieben von der Frage nach Moral und Verantwortung durch Hamburg, findet aber weder Ausweg noch Antworten.

In die Rolle des Beckmann schlüpft Martin Brunnemann, in weiteren Rollen stehen Sven Sorring, Anna Maria Eder, David Fuchs und Nadine Breitfuß auf der Phönix-Bühne.

„Was ich an dem Stück sehr mag, ist, dass es ein Episodenstück ist und Beckmann immer wieder in ganz neue Situationen rein gestoßen wird“, sagt Regisseurin Ghanipour über das Stück. „So ist es ihm möglich, in jeder Szene mit einer anderen, neuen Hoffnung zu starten, die dann immer wieder von Neuem zerstört wird …“ Besonderes Augenmerk legt sie in ihrer Inszenierung auf die Figur des Anderen, den Borchert als Stimme in Beckmanns Kopf, als Alter Ego, als Gewissen erfunden hat.

„Beckmanns gibt es definitiv auch heute noch“, sagt Ghanipour und verweist auf traumatisierte Flüchtlinge oder Menschen, die durch Schicksalsschläge „auf die schiefe Bahn“ geraten sind. Sie all bekämen von der Gesellschaft wenig Chancen für einen Neuanfang.

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