Betriebe weiterhin zu: Wirte fordern vollen Ersatz

Wirtesprecher nach Lockdown-Verlängerung: „Haben keine Perspektive, aber tragen die Last“

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Die Bandbreite der Ideen im Vorfeld war groß: die Kühnsten wollten eine Öffnung noch vor März, die breite Masse der Unternehmer sehnte eine Öffnung mit März herbei und fürchtete eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern andernfalls.

Dazu gab es noch jene, die ohnehin bis mindestens Ostern warten wollten mit einer Belebung des Gesellschaftslebens. Geworden ist es Letzteres.

Trotz vieler Appelle der betroffenen Branchen hat der Präventionsgedanke vor einer weiteren Pandemie-Ausbreitung den Vorzug bekommen. Alle Wirtschaftsbereiche, die bisher noch nicht geöffnet hatten – von Gastronomiebetrieben, der Hotellerie über Fitnesscenter bis hin zu Kulturbetrieben – werden auch weiterhin nicht öffnen. Erst rund um Ostern könnte es eine Öffnung geben, stellten die Verantwortlichen um Bundeskanzler Sebastian Kurz gestern klar.

Ausgleich für Wirte

Immer prekärer wird die Situation für die Gastronomen. Oberösterreichs Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger fordert daher nun volle Abgeltung aller Kosten. Es könne nicht sein, dass die Gastronomen seit Monaten für alles – vor allem die von ihnen nicht verursachte Gesundheitssituation – herhalten müssen, betont er. Auch der Teil der Kurzarbeitskosten, die bisher nicht ersetzt werden, soll bezahlt werden, so Mayr-Stockinger.

„Es ist jetzt die Zeit, in der alles ersetzt werden muss. Wenn es wie momentan in dieser Branche keine Perspektiven gibt, muss man eingreifen. Es gibt ja auch keine Garantie, dass es bei Ostern bleibt“, schildert der Wirtesprecher eine große Unsicherheit in der Branche.

Aus seit November

Die bisher schon durchgestandene Zeit ist lang: Die Gasthäuser und Restaurants sind zur Eindämmung des Coronavirus seit 2. November 2020, also seit 15 Wochen, geschlossen, ebenso Hotels für Urlauber. Auch Kulturbetriebe und Freizeiteinrichtungen wie Theater und Kinos sind seither zu. Nun kommen sechs Wochen hinzu.

Soziale Bedeutung

Dabei gehe es aber nicht nur ums wirtschaftliche Überleben, betont Mayr-Stockinger. „Meines Erachtens übersteigen die psychischen Belastungen bei weitem die physischen durch die Virus-Infektion, wenn die Wirtshäuser nicht da sind. Die Menschen brauchen Orte, wo sie sich real miteinander treffen und austauschen können“, spricht er die soziale Komponente an.

„März bleibt das Ziel“

Gegen das Ziel „Öffnung Ostern“ steigt indes die Wirtschaftskammer auf die Barrikaden. „Eine Woche nach den ersten Lockerungen kann noch keine seriöse Entscheidung über weitere Öffnungsschritte getroffen werden. Jetzt muss der volle Effekt des massiven Anstiegs des breitflächigen Testens beobachtet werden“, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf gestern in einer ersten Reaktion. Sie verweisen auf die vorhandenen Test- und Schutzmöglichkeiten sowie dass die erste Öffnung seit Montag keine signifikanten negativen Auswirkungen hatte. Eine Öffnungsperspektive für die Betriebe bleibe daher das oberste Ziel.

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„Das ist nicht nur eine wirtschaftliche Überlebensfrage für viele Betriebe, sondern auch für die Menschen im Land. Wir werden mit der Regierung über weitere Öffnungsschritte zeitnah verhandeln“ so Mahrer.

Hoteliers verstimmt

Kein Verständnis für das Vorgehen hat man auch bei den Hoteliers. „Es ist zu wenig zu sagen: wir wissen noch nichts – setzen wir uns in zwei Wochen wieder zusammen”, kritisierte die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer. „Wir brauchen das – unsere Mitarbeiter sind nun vier Monate zuhause, am Stück, mit 15 bis 20 Prozent weniger Gehalt und ohne Trinkgeld“, erklärte Reitterer, die selbst ein Hotel in Wien führt.

Verständnis bei Köstinger

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger appelliert an die Vernunft: „Weitere Öffnungsschritte wären in der derzeitigen Situation unverantwortlich. Wir können nicht riskieren, dass die Infektionszahlen wieder rasant ansteigen.“ Die epidemiologische Entwicklung lasse keinen Spielraum, betonte die Ministerin.

Von Christoph Steiner

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