Bewegte Lebensbilder, furios vertanzt

„Bilder einer Ausstellung“: Erste Tanzpremiere der Saison im Musiktheater

Mireia Gonzales Fernandez, Nuria Gimenez Villarroya
Mireia Gonzales Fernandez, Nuria Gimenez Villarroya © Laurent Ziegler

Die erste Tanzpremiere der neuen Saison stürmte am 26. September unter dem Titel „Bilder einer Ausstellung“ über die Bühne des Linzer Musiktheaters. Damit spielt die Produktion direkt auf die berühmte Programm-Musik „Bilder einer Ausstellung“ Modest Mussorgskis an, deren originale Klavierfassung tatsächlich einen wichtigen musikalischen Teil des Abends ausfüllt. Ihr stehen gleichgewichtig Klänge des Elektronikers Randomhype gegenüber, die Mussorgskis Musik teils kontrastieren, teils sich mit ihr verzahnen oder sie variieren.

Kunstvoll und artistisch

Eines wird bald klar: Mit dem Programm des russischen Komponisten hat die Choreografie Mei Hong Lins wenig bis nichts zu tun. Sie zeigt bewegte und bewegende Bilder aus dem Leben, in dem Lust und Liebe, Trauer und Verzweiflung und eine große Skala von Emotionen kunstvoll, artistisch, furios vertanzt werden. Wenn Mei Hong Lin diese Art der Interpretation „Reframing“ nennt, so legt sie eine irreführende Spur: Mussorgskis Bilder erhalten keine neuen Rahmen, sondern ihre alten Rahmen werden von neuen Inhalten ausgefüllt! Ausnahmen wie der „Gnom“ und der „Tanz der Küken in den Eierschalen“, der hier als köstliche Parodie auf den Balztanz zweier Könige figuriert, bestätigen diese Regel. So gesehen, geht das Konzept auf: Freunde des modernen Ausdruckstanzes kommen voll auf ihre Rechnung.

Ausgezeichnet gestaltet

Die Compagnie „TANZLIN.Z“ gestaltet den Abend ausgezeichnet; Julio Andrés Escudero hat eine originelle Ausstattung, Johann Hofbauer ein ansprechendes Lichtdesign erarbeitet. Stefanos Vasileiadis legt viel Können und Ausdruck in seinen fordernden Klavierpart und hält sich wacker gegenüber den oft dominierenden und völlig andersartigen Klangteppichen seines Live-Gegenübers Randomhype.

Gesamteindruck: Mei Hong Lin nimmt sich ideenreich die Freiheit, zu alter und neuer Musik ihre eigene Sicht auf ein Panoptikum des Lebens choreografisch zu verwirklichen.

Von Paul Stepanek

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