Bewegung gegen die Engstirnigkeit

„Die Zetrennlichen“: Über die erste Liebe und die grausame Welt

Isabella Campestrini und Alexander Köfner
Isabella Campestrini und Alexander Köfner © Petra Moser

Es ist kein leichtes Stück, das derzeit im Landestheater Linz für ein Publikum ab zehn Jahren geboten wird. „Die Zertrennlichen“ von Fabrice Melquiot erzählt die Geschichte einer Freundschaft, einer jungen, ersten Liebe, aber eben auch die einer verdorbenen, engstirnigen Gesellschaft. Inszeniert wird das ausgezeichnete Stück von Jens Kerbel.

Sabah und Romain — stark dargestellt von Isabella Campestrini und Alexander Köfner — sind Nachbarn, mögen sich aber nicht. Sabahs Eltern kommen aus Algerien, Grund genug für Romains Eltern, sie abzulehnen, die süßen Geschenke von Sabahs Mutter einfach in den Müll zu befördern.

Romain muss sich eingestehen, dass seine Eltern Rassisten sind, Sabah später, dass ihr Vater „gerne provoziert“. All diesen Unwegsamkeiten zum Trotz, verbringen die beiden Neunjährigen viel Zeit miteinander, finden sich in ihren überbordenden Fantasiewelten.

Doch ihre zarte Liebe soll zerbrechen. Nicht etwa daran, dass sie aneinander nichts mehr finden — nein, sie zerbricht an der bornierten Sichtweise der Erwachsenen auf die Welt und auf deren Unvermögen, über jeglichen Rand hinwegzublicken.

Jahre vergehen im Sekundentakt

Gegen Ende des Stückes ein kleines bisschen Leichtigkeit, die Regisseur Kerbel auf die Studiobühne des Landestheaters bringt: Hüpfend bewegen sich die zwei Freunde durch elf Jahre ihres Lebens, wunderbar erzählen sie mit wenigen Worten diese so bewegenden Zeiten. Sabah entscheidet, ob sie Kopftuch trägt oder nicht.

Romain weiß nicht, was er mal werden soll, erkennt aber, dass er wirklich gut aussieht und nicht mehr nur der Liebling der Mütter ist. Die Lieben kommen und gehen, die erste bleibt beiden aber im Gedächtnis. Romain beginnt Sabah zu suchen, ihre gemeinsame Fantasiewelt begleitet ihn noch immer.

Dass die Geschichte in Linz dem Publikum ein Stück Hoffnung mitgibt, liegt auch an dem ebenso stimmigen wie einfachen Bühnenbild von Carla Nele Friedrich, die die Trostlosigkeit der Wohnhäuser in Betonwaben übersetzt, die aber, würde man sie nur ein bisschen bewegen, wunderbar ineinanderpassen könnten.

Nächste Vorstellungen: 23. und 24. Oktober, 6. – 8., 20., 21., 27. November; Karten: Tel. 0732/7611-400

Von Mariella Moshammer

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