Bis zur Öffnung massiv impfen

Königswieser appelliert vor allem an die über 60-Jährigen, sich immunisieren zu lassen

Entspannung der Corona-Lage bringt vor allem eine hohe Durchimpfungsrate.Leiter des oö. Corona-Boards Tilman Königswieser
Entspannung der Corona-Lage bringt vor allem eine hohe Durchimpfungsrate.Leiter des oö. Corona-Boards Tilman Königswieser © insta_photos – stock.adobe.com OÖG

Damit sich die Öffnungsschritte am 19. Mai tatsächlich so realisieren lassen, wie von der Bundesregierung geplant, ist der Impffortschritt ganz entscheidend, sagt Tilman Königswieser, Medizinischer Leiter des Krisenstabs in Oberösterreich, im VOLKSBLATT-Gespräch.

„Wir haben noch gut drei Wochen, die ganz massiv zur Immunisierung genützt werden sollen und in denen sich die Lage auf den Intensivstationen etwas verbessern kann“, appelliert der Ärztliche Direktor des Salzkammergut-Klinikums, in dem derzeit 15 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation liegen, vor allem an die Generation 60 plus, sich impfen zu lassen.

Unabhängig davon bleiben die Hygienemaßnahmen – Abstand halten, FFP2-Masken in Innenräumen – auch wenn die erwachsenen Kinder zu Besuchen kommen – tragen, nicht krank zur Arbeit gehen und regelmäßig Hände waschen – oberstes Gebot. Denn entscheidend ist, dass es zu keinen Fallhäufungen kommt.

Inzidenz innerhalb von 40 Tagen vervierfacht

„In Vorarlberg hat man trotz massiven Testens gesehen wie rasch die Sieben-Tage-Inzidenz in die Höhe schnellen kann. In der Pilotregion sind sie am Beginn der Öffnung Mitte März mit dem Wert 58 gestartet, binnen 40 Tagen hat er sich auf 233 vervierfacht“, führt Königswieser die nach wie große Gefahr vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus vor Augen.

Mit den bereits Geimpften und den wieder Genesenen liegt OÖ derzeit bei einer Immunisierung von etwa 29 Prozent der Bevölkerung, bis Monatsende soll sie bei 30 Prozent sein.

Danach werden pro Woche etwa vier bis fünf Prozent dazukommen, die zumindest den ersten Stich bereits erhalten haben. Bis zur Herdenimmunität von 70 bis 75 Prozent werde es aber noch länger dauern.

Stabile Lage in OÖ durch Testen und Tracing

Dass die Lage in Oberösterreich in den vergangenen drei, vier Wochen relativ stabil geblieben ist, führt der Mediziner nicht nur auf das gesteigerte Impfen, sondern auch auf Maßnahmen der Behörden wie das Contact Tracing und das viele Testen zurück.

Aktuell befinden sich 67 (+ 2) Covid-19-Patienten in OÖ auf einer Intensivstation, sowie 179 ( + 12) auf einer Normalstation. Das Durchschnittsalter beträgt dabei rund 55 Jahre auf den Intensiv- und 63 auf den Normalstationen. Entspannter ist die Situation vor allem, weil die Bewohner der Alten- und Pflegeheime, die vergangenen Herbst noch die Hälfte der Covid-Intensivbetten belegt hatten, zu einem hohen Anteil durchgeimpft sind.

„Wenn sich die über 60-Jährigen auch in einem derart hohen Ausmaß wie die über 80-Jährigen impfen lassen, dann ist mit einer weiteren Entspannung auf den Covid-Stationen zu rechnen“, ist Königswieser überzeugt, zumal die AGES-Prognosen derzeit einen leichten Rückgang der Infektionszahlen voraussagen.

„Dass ein Lockdown nach wie vor Wirkung zeigen kann, sieht man an der Entwicklung in Wien und Niederösterreich, wo die Sieben-Tage-Inzidenz viel schneller gefallen ist, als sie in Vorarlberg steigen konnte“, so der Covid-Experte.

Noch zu wenig einschätzen lässt sich seiner Meinung nach das Risiko einer Reinfektion trotz Impfung durch die vor allem in Tirol aufgetretene Mutante B.1.1.7+ E484K. Es gebe noch zu wenig Daten, vor allem was die älteren Bevölkerungsgruppen betrifft.

Von Michaela Ecklbauer

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