Briefe. Kennt man noch? Wunderbar altmodisch der Gimmick, mit dem der Schlierbacher Autor Thomas Arzt die Handlung in „Taumel und Tumult“ vorantreibt. Eine „pandemische Posse“ in der Tradition von Nestroy und Goldoni, der Schauplatz ebenfalls ein literarischer Klassiker: ein Hotel.
Dieses Hotel chronisch unterbelegt und gespenstisch still. Kein Kundenkontakt, keine Berührungen, nach 142 Tagen endlich der erste Gast. Frau Conradi, mit C. Ein Gast jetzt nicht das Riesengeschäft, aber Hotelmanager Gregori spürt plötzlich so ein verliebtes Kribbeln im Bauch. Verstärkt durch einen Liebesbrief, signiert mit C. Weitere Briefe treiben ein Spiel von Zufall und Verwechslung an, einzig Portier Adam hat noch einen Hauch von Überblick.
Eine „Komödie mit echten Figuren“ samt ihren Nöten und Ängsten verspricht Regisseur Florian Pilz, im Linzer Theater Phönix mittlerweile etwas wie ein Thomas- Arzt-Experte. Das Stück „Taumel und Tumult“ weicht nun stark von der ursprünglichen Idee – Arbeitswelten in der Stahlstadt – ab. Corona hatte dem Autor dreingefunkt, eine nicht näher benannte pandemische Krise bildet auch den Hintergrund der Arzt´schen Posse. Krise und Brüchigkeit der Existenz, Michaela Mandel hat in langer Tüftelei eine passende Bühne gestaltet. „Unkonkrete Räume“ mit Plastik, selbst auf die Hotelrezeption wurde verzichtet, um das „extrem dichte Textgewebe“ (Mandel) schwingen zu lassen.
Frau Conradi eine Repräsentantin der „Normalität“, Kapital soll wieder ungestört fließen. Aus dem Stillstand zurück ins Hamsterrad? Stoff zum Lachen und Grübeln. Premiere ist Dienstag, 19.30 Uhr, im Phönix, es spielen Sven Sorring, Nadine Breitfuß, Martin Brunnemann und Anna Maria Eder.pia
