BL-Vorstand Ebenbauer: „Saisonstart erst im September, aber mit Zuschauern“

Bundesliga-Vorstand Ebenbauer über den Re-Start, Corona-Verzögerungen und die Causa LASK

Christian Ebenbauer ist „stolz, dass wir als kleines Österreich die ersten beiden Ligen zu Ende spielen“.
Christian Ebenbauer ist „stolz, dass wir als kleines Österreich die ersten beiden Ligen zu Ende spielen“. © APA/Fohringer

Christian Ebenbauer (44), seit 2008 Vorstandsmitglied und seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der Fußball-Bundesliga, im Exklusiv-Interview.

Sind Sie froh, dass nach turbulenten Wochen wieder Ruhe eingekehrt ist?

Von Ruhe und Normalität kann man noch nicht sprechen. Das ist dem Umstand geschuldet, dass ja quasi im Tagestakt Spiele stattfinden und dass auch in jenen Teilen der Bundesliga-Geschäftsstelle, die in Kurzarbeit waren, von einem Tag auf den anderen das Hochfahren von null auf 100 Prozent oder eher 150 Prozent notwendig war. Zudem haben neben dem normalen Tagesgeschäft die Planungen für die Saison 2020/21 begonnen und auch da wirken Corona-bedingte Themen hinein. Wie die Frage, wann wir wieder mit Zuschauern spielen können, welche Hygienemaßnahmen dann noch notwendig sind oder welche finanziellen Unterstützungen es durch den Staat gibt.

Der Re-Start ist aber geglückt, oder?

Ich bin sehr glücklich, vor allem was die Qualität der Spiele betrifft, aber auch, was die Umsetzung des Konzepts betrifft. Alle halten sich an die Maßnahmen, darauf bin ich stolz. Und auch darauf, dass wir als kleines Österreich die ersten zwei Ligen zu Ende spielen, das hätte ich vor mehreren Wochen nicht für möglich gehalten.

„500 Zuschauer in 2. Liga sind ein anderer Faktor“

In Deutschland hat es eine Lockerung gegeben, die Maskenpflicht für die Ersatzspieler ist gefallen. Werden auch in Österreich Anpassungen erfolgen?

„Ich bin froh, dass wir da pragmatischer waren und, bei der Wahrung des Sicherheitsabstandes, von Anfang an keine Schutzmasken zum Beispiel für die Ersatzspieler notwendig waren. Aber wir sind in permanentem Kontakt mit dem Gesundheitsminister, um eventuell auch Anpassungen an die allgemeinen Lockerungen vornehmen zu können.

Könnten daher sogar noch in dieser Saison Zuschauer zugelassen werden?

In der Tipico Bundesliga macht es weniger Sinn, ab 1. Juli die etwaig möglichen 500 Zuschauer zuzulassen, denn wir haben ja im Juli nur noch eine Runde angesetzt und die Klubs hätten das große Thema, welche 500 Fans sie zulassen. Unser Bestreben geht demnach ganz klar in die Richtung, dass wir hier in der Saison 2020/21 wieder mit Zuschauern starten können. In der HPYBET 2. Liga dagegen sind 500 Zuschauer ein anderer Faktor und die Saison läuft auch bis Ende Juli. Deshalb haben wir dafür auch eine Arbeitsgruppe und wir besprechen gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium, wie sinnvoll es ist, die 500 Zuschauer tatsächlich zuzulassen. Auch, um den Schaden der Vereine abzumindern.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Video Assistant Referee?

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Die Finanzierung steht, doch beim VAR wird es auf jeden Fall ein paar Monate Verzögerungen geben. Aber auch da stehen wir vor dem Re-Start und überlegen gerade, wann wir die ausgefallenen Schulungen nachholen können.

Gibt es sonst negative Folgeerscheinungen?

Vor allem infrastrukturelle Maßnahmen werden jetzt sicher da oder dort hintenangestellt. Ich bin zwar überzeugt, dass der LASK sein Stadionprojekt voll weiterführen wird, aber in anderen Bereichen ist es sicher schwierig, wie auch das Thema Nationalstadion zeigt.

Terminplan 2020/21: „Da müssen alle reinbeißen“

Sind eigentlich noch Vereine in Kurzarbeit?

In der Tipico Bundesliga sind, soweit ich weiß, im Juni alle zehn Vereine, die das Modell in Anspruch genommen hatten, rausgegangen.

Wann soll der Saisonstart 2020/21 erfolgen?

In Abstimmung mit den Plänen der Regierung, ab wann wieder Zuschauer möglich sein werden, gehen wir derzeit vom Stichtag 1. September aus. Denn uns ist es wichtiger, später und dafür mit Zuschauern beginnen zu können, als früher, aber ohne. Auch wenn klar ist, dass es in der kalten Jahreszeit englische Runden gibt. Das Programm wird aber sehr, sehr dicht werden, den Rahmenterminplan zu erstellen, wird eine große Herausforderung. Da müssen alle reinbeißen — Klubs, Fußballer, TV-Partner, Fans und Medien — denn das Jahr wird nicht länger.

„Zeitdruck für Anzeigen ist aktuell nicht hoch“

Zur Causa LASK, der am Mittwoch seinen Protest gegen die Strafe wegen unerlaubtem Mannschaftstraining eingebracht hat. Gibt es auch schon eine Anzeige gegen Trainer Valerien Ismael und Vizepräsident Jürgen Werner?

Nein. Wir haben zwar die Unterlagen gesichtet, warten jetzt aber einmal den Protest des LASK ab, weil der Senat 1, solange das Protestkomitee nicht entschieden hat, Folgefälle ohnehin nicht behandeln würde. Deshalb ist der Zeitdruck für etwaige Anzeigen aktuell noch nicht hoch.

LASK-Protest: Nächste Woche Entscheidung

Gibt es eine Richtlinie, wonach eine Punktestrafe für die aktuelle oder die kommende Saison ausgesprochen wird?

Nein, diese Entscheidung liegt ausschließlich beim Gremium, es gibt aber für beide Varianten Vor- und Nachteile. Für die aktuelle Saison spricht, dass das Vergehen im betreffenden Bewerb geahndet wird. Dagegen, dass sich durch die Fristen und den Instanzenweg eine Situation ergeben kann, dass es mit Saisonende keinen offiziellen Endstand gibt, was dem laufenden Bewerb und dem Fußball allgemein definitiv schadet. Deshalb wäre es eine Überlegung wert, die Fristen künftig zu verkürzen.

Jetzt droht aber ein Nachspiel nach Saisonende, sollte der LASK auch noch das Ständig Neutrale Schiedsgericht anrufen.

Ich hoffe natürlich, dass die Sache nach dem Protestkomitee beendet ist.

Wann wird die zweite Instanz zusammentreten und entscheiden?

Ich gehe davon aus, dass der Protest am Mittwoch eingebracht wird (was in den Abendstunden dann auch passierte/Anm. d. Red.) und das Protestkomitee in der kommenden Woche eine Entscheidung treffen wird.

Mit Bundesliga-Vorstand CHRISTIAN EBENBAUER sprach Roland Korntner

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