Briten-Mutante befällt mehr Zellen

Lamprecht: „Sie braucht weniger Eintrittswege und schafft rasch mehr Viruslast“

„Nicht überraschend, aber eindeutig“, ist für Lungen-Primar Bernd Lamprecht, Covid-19-Experte am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK), „dass die derzeit vorherrschende britische Virus-Mutation B.1.1.7 besser in der Lage ist als das ursprüngliche Coronavirus, in Zellen einzudringen.

„Es braucht deutlich weniger Eintritts- wege – daher sind auch mehr Kinder betroffen –, kann an mehr Zellen andocken und sich dort zudem noch rascher vermehren, was auch eine deutlich höhere Viruslast mit sich bringt“, erläutert Lamprecht im VOLKSBLATT-Gespräch.

Verschlechterung binnen drei, vier Tagen

Covid-19-Experte Bernd Lamprecht: „Patienten auf der Intensivstation werden deutlich jünger“.
Covid-19-Experte Bernd Lamprecht: „Patienten auf der Intensivstation werden deutlich jünger“. ©KUK

Damit ist die Mutante nicht nur um 22 Prozent infektiöser, sondern führt auch zu einer rascheren Verschlechterung des Krankheitsverlaufs.

Mussten in den ersten beiden Wellen von 100 Infizierten etwa zehn Covid-Erkrankte ins Spital und knapp einer auf einer Intensivstation behandelt werden, sind es mittlerweile 1,3 Personen, die eine intensivmedizinische Versorgung benötigen.

Durch die höhere Viruslast verschlechtert sich der Zustand der CoV-Patienten im Schnitt nicht mehr im Sieben-Tages-Rhythmus, sondern bereits alle drei, vier Tage. Die Behandlung sei ähnlich wie bei der Ursprungsvariante, man habe im vergangenen Jahr aber viel Wissen dazugewonnen.

Deutlich jünger geworden sind die Patienten auf der Intensivstation im KUK. Im Frühjahr 2020 lag der Altersschnitt bei 65 Jahren – die Patienten waren zwischen 49 und 79 Jahre alt, der Höchststand betrug sechs Intensivpatienten. Im Herbst 2020 sank der Schnitt nur leicht auf 64,4 Jahre – behandelt wurden 18- bis 85-Jährige, Höchststand 43 Intensivpatienten. In der aktuell dritten Welle liegt der Altersschnitt bei 56 Jahren, derzeit werden zwölf Covid-Patienten im Alter von 36 bis 72 Jahre auf der KUK-Intensivstation behandelt.

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„Die Zahlen machen deutlich, dass die Corona-Impfung bei den über 80-Jährigen wirkt, die über 65-Jährigen wollen so kurz vor der Impfung nichts mehr riskieren und schützen sich. Die Ansteckungen erfolgen derzeit vor allem in den Sozialräumen der Betriebe, auch von den Schulen werden die Infektionen nach Hause gebracht“, so Lamprecht.

Gelegentlich komme es zur Re-Infektion, vor allem von Personen, die eine schon länger zurückliegende Covid-Erkrankung mit wenigen Symptomen hatten und keine ausreichende Immunisierung aufgebaut haben.

Von Michaela Ecklbauer

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