Bruce Springsteen aus Favoriten

Blues & Zivilcourage: „Ostbahn Kurti“ Willi Resetarits verunglückt

Anstand hat ein Gesicht, hinreißender Musiker war er obendrein: Willi Resetarits, den die Fans als Ostbahn Kurti liebten.
Anstand hat ein Gesicht, hinreißender Musiker war er obendrein: Willi Resetarits, den die Fans als Ostbahn Kurti liebten. © APA/Hans Klaus Techt

Willi Resetarits alias Ostbahn Kurti hat über 40 Jahre die österreichische Kultur- und Musiklandschaft mitgeprägt. „Es ist ein wichtiger Teil des Lebens, das Leben auf der Bühne“, sagte er in einem APA-Interview. Aber auch sein Engagement für Menschlichkeit und für Integration war wichtiger Bestandteil im Schaffen des Künstlers. „Wann die Musik vuabei is“, spielte Resetarits gern als letzte Nummer eines Konzerts. Am Sonntag verunglückte das beliebte Original mit 73 Jahren.

Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren zog er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe „Schmetterlinge“ auf und machte bereits damals – etwa bei der Arena-Besetzung 1976 – mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam.

Mitte der 80er wurde gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits´ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ erhielt. Mit der „Chefpartie“ lockte er vor allem mit Coverversionen tausende Fans zu seinen Konzerten, mit der „Kombo“ – ab 1994 – kamen immer mehr Eigenkompositionen dazu.

Als Held von Comics, als Moderator der Radio Wien-Sendung „Trost und Rat“ sowie mit seinen 1994 offiziell zurückgelegten Titeln „Doktor der Önologie (Weinkunde)“, „Professor der Kurtologie“ und „Obermedizinalrat“ wurde Kurt Ostbahn auch jenseits seiner Musik zu Kultfigur und prägte Sprüche wie „Inländer Rum statt Ausländer Raus“ oder den Abschiedsrat „Seids vursichtig, und lossts eich nix gfoin“.

Der Kurti musste zurück

Ende 2003 schickte Resetarist sein Alter Ego in Pension. Die treue Fangemeinde startete eine Petition, die auch nach dem Abschiedskonzert auf der Hohen Warte nach Wiederkehr des Kurti verlangte. Mit Erfolg: Sonderkonzerte des Kurt Ostbahn wurden zu einer Tradition.

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Die musikalische Breite des Willi Resetarits war post Kurti jedenfalls noch einmal aufgegangen: Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums – allen voran mit Ernst Molden – widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen.

Der heimischen Musikszene wollte er „bis ins Grab“ erhalten bleiben, wie er einst im Gespräch mit der APA sagte: „Ich halte es wie in einer Textzeile in Donald Duck: ,Wenn man mich bettet dereinst auf die Bahre, dann legt mir daneben die Gitarre´.“

Sein Engagement für Interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von „Asyl in Not“, „SOS Mitmensch“ und als Obmann des Vereins „Projekt Integrationshaus“ brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.

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