Burn-out führte zum eigenen Ich

Die Corona-Pandemie hat vielen – vor allem jungen Menschen – psychisch ziemlich zugesetzt. Schon zuvor hat die Deutsche Sophie Bagusat, die in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen ist, aber dennoch von Kindheit an sehr unglücklich war, erlebt, was es heißt, in ein tiefes Loch zu fallen. Mit ihrem Burn-out-Tagebuch will die junge Frau, die heute in Südschweden lebt, anderen Mut machen.

Auf den ersten Blick führte Sophie, geboren 1989 in München, ein spannendes Leben voll toller Chancen: Sie wächst in materieller Sorglosigkeit in einem Schloss auf, alle Türen stehen ihr offen.

Doch schon als Kind schließt sich die hochsensible Sophie in ihr Zimmer ein und ist oft tieftraurig. Nach außen hin, lässt sie sich nichts anmerken. Sie wurde als beste Masterstudentin ausgezeichnet und war auf der Suche nach dem perfekten Job.

„Denn die äußere Anerkennung war mir sehr wichtig“, schildert Sophie Bagusat, die mit 28 Jahren eine schwere Erschöpfungsdepression mit Panikattacken erlebt, die sich über zwei Jahre hinziehen sollte: „Ich hatte die Warnsignale meines Körpers ignoriert und mein Leben stetig leistungsorientiert optimiert – bis plötzlich nichts mehr ging“, schreibt Bagusat in ihrem Buch.

„Nichts ging mehr“: Hilfe war gefragt

„Nicht perfekt ist auch gut“ ist ihr schonungsloser Bericht, der anderen Betroffenen Mut machen soll. „Eigentlich ist es mein Burn-out-Tagebuch, in dem ich alles zu verarbeiten versucht habe. 2018 war ich am Tiefpunkt angelangt. Als ich nicht mehr aus dem Bett kam, hat mich meine Mutter davon überzeugt, mir professionelle Hilfe zu holen“, erzählt die sympathische junge Frau heute.

Nach sechs Wochen Klinikaufenthalt musste sie Schritt für Schritt wieder ihren Weg zurück ins Leben finden. Und dabei ist sie eine völlig andere, aber vor allem glücklichere Person geworden. Zunächst stellte sie ihrem Freund frei, sich von ihr zu trennen. Er akzeptiert ihren Wunsch nach einer Auszeit, steht Sophie aber bei ihrer Selbstfindung bei.

Sophie Bagusat, „Nicht perfekt ist auch gut“, Wie ich der Dunkelheit entkam, Langen Müller Verlag 2021, ISBN 978-3-7844-3601-2 ©Langen Müller Verlag

„Ich bin zu ihm gezogen und weil ich anfangs nicht allein sein konnte, mit ihm ins Büro gegangen. Dort begann ich meine Gedanken aufzuschreiben“, erzählt sie: „Indem ich mein gesamtes Leben infrage stellte, lernte ich mich neu kennen. Ich stellte fest, dass ich über meine Grenzen gelebt hatte und bestimmte Lebensumstände ändern musste, um nicht erneut auszubrennen. Manchmal besteht der richtige Weg nicht darin durchzuhalten, sondern loszulassen“, so ihre Erkenntnis: „Mein Lebensweg wurde klarer, als ich anfing, ihn bewusst einzuschlagen und zu gehen. Zögerliche Schritte wurden zu bestimmten, bis sie meine Bestimmung wurden.“

Mittlerweile hat die Buchautorin ihren Halt in der Spiritualität gefunden und gelernt, ihr Leben nach ihren Wünschen, Werten und Lebensprinzipien zu gestalten. „Seit ich einen ‚Koffer‘ mit den unterschiedlichen Methoden für verschiedene ‚Notfälle‘ dabei habe, reise ich leichter“, sagt Bagusat. Sie hat eine Reihe von Ausbildungen absolviert und will künftig Menschen über das Phänomen Burnout aufklären sowie Hilfsmittel zur Prävention an die Hand geben, um ein erfülltes Leben zu leben.

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