Ausbrüche von Affenpocken in Großbritannien, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich und den USA sorgen für Alarm. In Spanien meldeten die Gesundheitsbehörden am Donnerstag die ersten sieben Fälle. Es gebe zudem 22 Verdachtsfälle, alle in der Region Madrid. Auch in Belgien wurde einem Bericht zufolge ein erster Fall von Affenpocken nachgewiesen.
Die infizierte Person habe sich beim Institut für Tropenmedizin in Antwerpen gemeldet, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender VRT am Donnerstagabend unter Berufung auf die Forscherin Isabel Brosius. Die infizierte Person sei nicht sehr krank, hieß es. Die Kontakte der Person würden ermittelt.
In Österreich wurde bisher noch kein Fall nachgewiesen, gab das Gesundheitsministerium am Donnerstag bekannt. Allerdings befindet sich Österreich dazu „in einem intensiven internationalen Austausch und evaluiert die Lage weiterhin laufend“, wie aus dem Ministerium verlautet. Derzeit wird die Umsetzung der Meldepflicht der Affenpocken geprüft.
„Es ist möglich, dass wir in den kommenden Tagen weitere Fälle haben werden“, sagte der Leiter des Gesundheitswesens der spanischen Hauptstadtregion, Antonio Zapatero, dem Radiosender Onda Cero. In Italien wurde ebenfalls der erste Fall einer Affenpockeninfektion im Spallanzani-Krankenhaus in Rom festgestellt. Nach Angaben der Klinik befindet sich die Person, die von einem Aufenthalt auf den Kanarischen Inseln zurückkam, in Isolation. Zwei weitere Verdachtsfälle würden noch geprüft. Am Abend berichtete das französische Gesundheitsministerium von einem ersten Nachweis in der Region Paris/Ile-de-France.
In Portugal stieg die Zahl der Infektionen um neun auf insgesamt 14 Fälle. Die neun Patienten in Portugal seien gesundheitlich stabil und würden engmaschig überwacht, hieß es von der portugiesischen Gesundheitsbehörde DSG. Die meisten Fälle wurden in und um die Hauptstadt Lissabon gemeldet. Experten versuchen nun, Infektionsketten und mögliche neue Fälle zu identifizieren. Personen mit „verdächtigen Symptomen“ wie Hautausschlägen wurden aufgefordert, direkten Körperkontakt mit anderen zu vermeiden.
Die Ausbrüche machen Sorgen, weil die Viruserkrankung, die sich durch engen Kontakt ausbreitet und zuerst bei Affen gefunden wurde, hauptsächlich in West- und Zentralafrika und nur sehr selten andernorts auftritt. Das Robert-Koch-Institut riet dazu, dass bei verdächtigen Symptomen – insbesondere bei Reiserückkehrenden aus (West-)Afrika – eine Affenpockeninfektion in Betracht gezogen werden sollte. Da es sich bei vier der Fälle in Großbritannien um Männer handelt, die Sex mit Männern haben, sollten auch Männer mit ungewöhnlichen Hautveränderungen und Läsionen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten, unverzüglich zum Arzt gehen.
Die Affenpocken werden durch ein Virus ausgelöst, das Fiebersymptome sowie einen charakteristischen Hautausschlag verursacht. Es verbreitet sich durch engen Kontakt, sowohl durch Übertragungen von Tieren als auch – wenn auch seltener – zwischen Menschen. Es wurde 1958 erstmals bei Affen gefunden, Nagetiere gelten inzwischen vermutlich als Hauptwirt. Die Krankheit verläuft in der Regel mild, obwohl es zwei Hauptstämme gibt: den Kongo-Stamm, der schwerwiegender ist – mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu zehn Prozent – und den westafrikanischen Stamm, der in etwa ein Prozent der Fälle tödlich verläuft. Die Fälle in Großbritannien werden dem westafrikanischen Stamm zugeordnet.
„In der Vergangenheit sind nur sehr wenige Fälle exportiert worden. Vor diesem Jahr ist das nur acht Mal vorgekommen“, sagte Jimmy Whitworth, Professor für internationale öffentliche Gesundheit an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Er bezeichnete die Ausbreitung als „höchst ungewöhnlich“, riet aber auch dazu, nicht in Panik zu verfallen: „Das wird keine landesweite Epidemie auslösen, wie es bei Covid der Fall war, aber es handelt sich um den ernsten Ausbruch einer ernsten Krankheit – und wir sollten ihn ernst nehmen.“
In den USA war am Mittwoch im Bundesstaat Massachusetts ein erster Fall von Affenpocken bei einem Mann gemeldet worden, der vor kurzem nach Kanada gereist war. In Großbritannien war der erste Fall Anfang Mai bekanntgeworden, dort wurden bisher sieben Fälle bestätigt.