Lebenslange Haft für niederländischen Drogenboss

Hohe Sicherheitsvorkehrungen bei „Mocro Maffia“-Prozess © APA/ANP/KOEN VAN WEEL

Er war vor seiner Festnahme der meistgesuchte Verbrecher der Niederlande, nun wurde Drogenboss Ridouan Taghi wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Urteilsverkündung fand am Dienstag in einem hochgesicherten Gericht in der Nähe vom Amsterdam statt, das allgemein als „Der Bunker“ bezeichnet wird. Neben Taghi wurden weitere Mitglieder seines Drogenrings verurteilt.

Zusammen bildeten die Angeklagten nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine „gut geölte Killermaschine“. „Wir verurteilen alle 17 Angeklagten. Ridouan Taghi bekommt lebenslange Haft“, sagte der Richter, dessen Identität aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben wurde. Taghi sei der „unumstrittene Anführer“ einer „Mordorganisation“ gewesen. „Er entschied, wer getötet wurde – und er verschonte niemanden.“ Taghi selbst war bei der Verkündung nicht im Gerichtssaal, seine Mitangeklagten erhielten Strafe von einem Jahr und neun Monaten Gefängnis bis zu ebenfalls lebenslanger Haft.

Der Prozess gegen die Kriminellen fand unter außergewöhnlichen Sicherheitsvorkehrungen statt. Am Dienstag bildeten schwer bewaffnete Polizisten rings um den „Bunker“ einen Ring, Beamte mit Automatikgewehren und Gesichtsmasken schützten laut dem Bericht das Gericht, über dem Drohnen und ein Polizeihubschrauber kreisten. Der Richter wiederum sprach das Urteil hinter einem Sichtschutz, damit er nicht erkannt wird.

Der aus Marokko stammende und in den Niederlanden aufgewachsene Taghi gilt als Chef eines der größten Kokainhändler-Ringe in Europa. Bis zu seiner Festnahme 2019 in Dubai galt er als der meistgesuchte Verbrecher der Niederlande. Obwohl er in einem Hochsicherheitsgefängnis einsitzt, soll er sein wegen der marokkanischen Herkunft vieler Mitglieder als „Mocro Maffia“ bezeichnetes Kartell auch nach seiner Festnahme weiter geleitet haben. Unter anderem wird er für drei Morde verantwortlich gemacht, die während des Prozesses begangen wurden.

Diese drei Morde wurden vor Gericht aber nicht verhandelt, vielmehr ging es um sechs Fälle von Mord, vier versuchte Morde sowie weitere Mordaufträge zwischen 2015 und 2017. Bei den getöteten Opfern der Bande soll es sich hauptsächlich um mutmaßliche Polizeispitzel gehandelt haben. Der Prozess gegen Taghi und seine Gefolgsleute wurde möglich, weil ein Gangmitglied sich der Polizei stellte und als Hauptbelastungszeuge agierte.

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Nachdem sich der Kronzeuge Nabil B. an die Polizei gewandt hatte, erschütterte eine neue Welle der Gewalt die Niederlande: Sein Bruder wurde 2018 getötet, sein Anwalt 2019 vor seinem Haus erschossen. Und auch die Ermordung des bekannten Kriminalreporters Peter R. de Vries soll Taghis Bande in Auftrag gegeben haben. De Vries war Vertrauensperson des Kronzeugen Nabil B, seine Ermordung auf offener Straße hatte in den Niederlanden und ganz Europa Entsetzen ausgelöst.

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