Noch nie so viele Hundertjährige in Italien

Das mit einem starken demografischen Rückgang konfrontierte Italien ist das Land der langlebigen Senioren. Trotz Corona-Pandemie ist 2022 die Zahl der mindestens Hundertjährigen im Land auf 20.000 gestiegen, fast doppelt so viele wie noch 2009, 83 Prozent davon sind Frauen. Die älteste Italienerin ist 112 Jahre alt und lebt in der mittelitalienischen Stadt Pesaro zusammen mit ihrer 86-jährigen Tochter, berichtete die Tageszeitung „La Stampa“ (Dienstagsausgabe).

Nicht einmal die Pandemie habe die Gruppe der zumindest hundertjährigen Italiener zu stark belastet: Laut Angaben des Statistikamts Istat zählt diese Altersgruppe zu jenen, bei denen es während der Pandemie zu keinem Wachstum der Todesfälle gekommen ist. Lediglich zwölf Prozent der italienischen 100-Jährigen leben in Seniorenheimen.

Wissenschafter führen Untersuchungen, um das Geheimnis der Langlebigkeit zu ergründen. Experten zufolge wird die Zahl der Menschen, die zumindest ein Jahrhundert gelebt haben, in Italien weiterhin wachsen. Geprüft wird vor allem der Zustand jener, die das hohe Alter in gutem Gesundheitszustand erreicht haben. Eine kalorienarme Diät, ein enges Netz sozialer Beziehungen und viel Bewegung sind Faktoren, die zur Langlebigkeit beitragen.

Das Dorf Perdasdefogu auf der Insel Sardinien ist in das Guinness-Buch der Rekorde als die Gemeinde auf dem Planeten mit der höchsten Quote an Hundertjährigen im Vergleich zur Bevölkerungszahl eingetragen worden. Von den insgesamt 1.778 Einwohnern sind acht gebürtige und ansässige Bürger 100 Jahre alt oder älter. Das sind also mehr als vier Hundertjährige pro tausend Einwohner.

Der älteste Bürger Perdasdefogus ist 104 Jahre alt. Wegen der Zahl der Hundertjährigen gehört die sardische Gemeinde zu den fünf Blauen Zonen der Welt mit der ältesten Bevölkerung, zusammen mit den Inseln Okinawa in Japan und Ikaria in Griechenland, der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und der Gemeinde Loma Linda in Kalifornien.

Trotz seiner langlebigen Bevölkerung hat Italien demografische Probleme. Der starke Geburtenrückgang in den vergangenen Jahren macht Österreichs südlichem Nachbarland zu schaffen. Werde die Entwicklung nicht durch strukturelle Maßnahmen ausgeglichen, wird das Land im Jahr 2050 fünf Millionen Einwohner weniger als heute zählen, warnte das Statistikamt Istat in seinem jüngsten Bericht über die demografische Lage. Nur etwas mehr als jeder Zweite wäre dann im erwerbsfähigen Alter. Derzeit zählt Italien 59 Millionen Einwohner.

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