Nach dem Einsturz eines Bahnhofvordaches in Novi Sad am Freitag mehren sich in Serbien Rücktrittsaufforderungen – etwa gegen den Bautenminister. Bei dem Unglück waren 14 Personen ums Leben gekommen, die einzigen drei Überlebenden befanden sich am Sonntag weiter in Lebensgefahr.
Bei einem Protest einer NGO im Stadtzentrum Belgrads und vor dem Bauministerium wurde der Bauminister Goran Vesic zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Demonstranten zeigten vor dem Gebäude positionierten Polizisten ihre rot gefärbten Hände. Sie deuteten damit an, dass sie den Minister für den Hauptverantwortlichen für das Unglück halten. Ein Protestierender wurde vorübergehend festgenommen.
Das Bahnhofsgebäude in Novi Sad wurde seit 2020 zweimal renoviert. Die jüngsten Arbeiten wurden Anfang Juli abgeschlossen. Staats- und Regierungsfunktionäre behaupten, dass das Vordach nicht Bestandteil der Renovierung gewesen sei. Die Arbeiten waren von zwei chinesischen Firmen vorgenommen worden.
Unterdessen läuft in Belgrad seit Freitagabend eine weitere Protestaktion, die von verschiedenen Gruppen, auch Oppositionspolitikern, angeführt wird. Sie zielt darauf ab, den geplanten Abbau einer der Save-Brücken zu verhindern. Dieser sollte eigentlich am 1. November beginnen. Die 1942 von deutschen Besetzungstruppen gebaute Brücke, die täglich von rund 20.000 Menschen passiert wird, soll einer moderneren Ausführung Platz machen.
Die neue Brücke dürfte nicht vor 2027 fertiggestellt sein. Aktivisten wiesen darauf hin, dass sich durch den Abriss die chaotischen Verkehrsverhältnisse in der serbischen Hauptstadt zuspitzen würden.