Tschechien plant Staatskredit für Kernkraft-Ausbau

Tschechien will den Bau eines neuen Kernreaktors mit einem Staatskredit fördern. Das kündigte Ministerpräsident Andrej Babis am Donnerstag an. „Unser Hauptziel ist, dass wir günstigen Strom für unsere Bürger und für unsere Industrie haben“, betonte der Gründer der populistischen Partei ANO.

Es wird erwartet, dass die neue Anlage auf dem Gelände des bestehenden Atomkraftwerks Dukovany rund sechs Milliarden Euro kosten wird. Davon soll der Staat nach den Plänen rund 70 Prozent als günstigen Kredit finanzieren. Dukovany liegt rund 50 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

Für den Multimilliardär und Unternehmer Babis ist dies eine Kehrtwende. In der Vergangenheit hatte er wiederholt erklärt, dass der Betreiber CEZ den Bau ohne staatliche Hilfe stemmen könne. Die Regierung rechnet nun damit, dass ein Rahmenvertrag mit dem teilstaatlichen Unternehmen bis Ende Juni unterschriftsreif ist. Die Ausschreibung für den Reaktorneubau mit einer maximalen Leistung von 1.200 Megawatt könnte bis Jahresende erfolgen, der Sieger bis Ende 2022 feststehen.

Der Anteil der Atomkraft am tschechischen Strommix soll nach den Plänen der Regierung bis 2040 sogar auf mehr als die Hälfte ansteigen. Kritiker warnen vor den hohen Kosten der Kernenergie. Industrieminister Karel Havlicek sagte indes der Zeitung „Hospodarske noviny“ (Donnerstag): „Wenn es gut gemacht ist, werden wir daran verdienen – und Verbraucher und Industrie werden davon profitieren.“

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