Vatikan rückt von „Entdeckung Amerikas“ ab

Die katholische Kirche rückt von der historischen Idee der Entdeckung Amerikas durch die Europäer ab. In einer gemeinsamen Erklärung der Vatikanbehörde für Erziehung und Kultur sowie der vatikanischen Entwicklungsbehörde heißt es laut Kathpress: „Die ‚Entdeckungs-Doktrin‘ ist nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche.“

Die entsprechenden päpstlichen Schreiben aus dem 15. Jahrhundert seien „nie als Ausdruck des katholischen Glaubens“ angesehen worden. Die katholische Kirche erkenne an, dass diese sogenannten Bullen nicht angemessen die Rechte und die Würde der indigenen Völker wiedergegeben haben. Zugleich betont die Erklärung, dass mehrere Päpste, Bischöfe und Ordensleute schon damals für die Rechte der indigenen Bevölkerung eingetreten seien. Dies sei auch heute die Position der Kirche.

Die gemeinsame Erklärung wurde am Donnerstag vom vatikanischen Presseamt veröffentlicht. Die katholischen Bischofskonferenzen Kanadas und der USA begrüßten die Erklärung in schriftlichen Stellungnahmen und kündigten weitere wissenschaftliche Studien zu dem Thema an.

Beim letzten Papstbesuch in Kanada im vergangenen Juli hatten Indigene vom Papst eine Abkehr von der „Entdeckungs-Doktrin“ (“Doctrine of Discovery”) gefordert. Diese habe zur Enteignung und Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner durch die Kolonialmächte beigetragen.

Die sogenannte Doktrin, die nie ausdrücklich als kirchliche Lehre formuliert, aber weithin als gültig angenommen wurde, ging von der Idee aus, dass Amerika im 15. Jahrhundert von den Europäern entdeckt worden sei. Daher wurde auch die Aufteilung der „Neuen Welt“ unter den Kolonialmächten England, Frankreich, Spanien und Portugal als rechtmäßig angesehen und mit päpstlichen Schreiben beglaubigt. Eine Folge war die kulturelle Unterdrückung der indigenen Völker, die bis ins 20. Jahrhundert andauerte.

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