Winterdürre in Frankreich lässt Grundwasserspiegel sinken

Die schlimme Trockenheit im vergangenen Sommer und die extreme Winterdürre in Frankreich haben die dortigen Grundwasserreserven schrumpfen lassen. „Die Situation hat sich im Februar wegen mangelnden Niederschlags verschlechtert“, teilte die zuständige Behörde für Geologie und Minen am Montag in Paris mit. Frankreich hat zu Beginn des Jahres 32 Tage ohne nennenswerte Niederschläge in Folge erlebt, so lang wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen.

Dadurch konnten die Grundwasserreserven nicht wie sonst im Herbst und Winter üblich, aufgefüllt werden. In 80 Prozent der Fälle sei der Grundwasserspiegel „mäßig bis sehr niedrig“, teilte die Behörde mit. „Die Situation der Grundwasservorräte hat sich verschlechtert und ist nicht zufriedenstellend“, betonten die Experten.

Ob der Grundwasserspiegel wieder steige, hänge davon ab, wie viel es in den kommenden Wochen regne. Allerdings werde ein Großteil des Niederschlags von Mitte April an von den Pflanzen verbraucht.

Die Regierung will in den kommenden Tagen einen nationalen Wasserplan vorlegen, der voraussichtlich Einschränkungen beim Wasserverbrauch enthält. In sechs Départements herrscht bereits Wasserknappheit. In zahlreichen Kommunen ist es verboten, den Garten zu sprengen, sein Auto zu waschen oder seinen Pool aufzufüllen. Ein Bürgermeister bei Perpignan hat sogar den Neubau privater Schwimmbecken verboten.

Nach Angaben des Umweltministeriums verbrauchen Frankreichs Einwohner im Schnitt 149 Liter Trinkwasser am Tag, unter anderem zum Duschen und für die Toilettenspülung. Künftig soll es möglich werden, etwa auch Regenwasser für die Toilettenspülung zu nutzen.

Die Winterdürre hat auch dazu geführt, dass in den Pyrenäen zahlreiche Bäume absterben, was wiederum das Risiko von Waldbränden erhöht. Seit Jahresbeginn hat es bereits mehrere frühe Waldbrände gegeben. Im Dordogne-Tal, das für seine Kanutouren bekannt ist, haben die Talsperren im vergangenen Jahr zudem 38 Prozent weniger Strom als üblich produziert.

Im südfranzösischen Perpignan wird unterdessen erstmals seit 150 Jahren eine Prozession organisiert, bei der um Regen für die Landwirtschaft gebetet werden soll. Angesichts der anhaltenden Trockenheit soll der Prozessionszug an diesem Samstag von der Kathedrale der Großstadt bis zum Fluss Têt führen, sagte der erste Vikar der Kathedrale Saint-Jean Baptiste, Abbé Christophe Lefebvre, am Montag. Bei dem Prozessionszug sollen Reliquien des heiligen Galderic auf zwei Tragen mitgeführt werden, einem Schutzpatron der Bauern in den katalanischen Gebieten. Mit den Reliquien wollen Landwirte sich in das nahezu ausgetrocknete Flussbett stellen.

Mit der Prozession in Perpignan wird eine westgotische Tradition wiederbelebt, die im Mittelalter entstanden war. Wie die Zeitung „L’Indépendant“ berichtete, ging die Initiative dazu von Weinbauer Georges Puig aus, der Abbé Lefebvre gebeten habe, mit ihm zusammen den Schutzpatron der Landwirte anzurufen. Da ein Gebet in der Kathedrale keinen nennenswerten Regen brachte, sei nun der Entschluss zu der Prozession gefasst worden.

Das könnte Sie auch interessieren